Wenn man eine Reise tut…

…war das dereinst mal mit viel Mühe verbunden und relativ zeitaufwendig. Also in Dingen Transport und so. Heutzutage setzt man sich in den Flieger, jettet kurz wo hin, erledigt seine Geschäfte und ist dann abends wieder zurück. Flugreisen sei Dank !

Doch auch, wenn das Reisen selbst im Vergleich zu Früher ungleich schneller von statten geht, bringt das Phänomen Flugreise ganz eigene logistische Herausforderungen mit sich. Folgen wir also mal dem Ablauf einer Flugreise und gucken uns mal die Dinge an, die uns auf dem Weg begegnen.

Jede Reise beginnt zunächst natürlich mit dem Check-in. Traditionellerweise würde man sich zu diesem Zwecke an den Check-in Schalter begeben. Da man hier natürlich nicht der Einzige ist, beginnt die Reise also erst mal mit Schlangestehen, ein Grund warum es sich empfiehlt schon mit einem gesunden Zeitpolster frühzeitig am Flughafen aufzutauchen. Dies ist umso empfehlenswerter, wenn man mit ganzen Urlaubsreisegruppen um die knappen freien Schalter konkurriert. Da die mit Kind & Kegel unterwegs sind, muss der einsame Geschäftsreisende schon etwas stressresistent sein, während die Kinder unachtsamer Eltern links & rechts quer durch die Schlange huschen. So durfte ich schon einmal Zeuge sein, wie ein kleiner Junge beinahe auf dem Gepäcktransportband verschwunden wäre, als Papa & Mama mit ihren Handys beschäftigt waren.

Aus solchen Gründen vermeidet man besser den Check-in Schalter, nimmt nur leichtes Gepäck mit und benutzt den Automaten. Oder noch besser, erledigt das ganze schon im Vorfeld via Internet. Dies hat noch einen weiteren Vorteil: Sollte man, so wie ich, spezielle Ansprüche an seinen Sitzplatz stellen, also z.B. unbedingt einen Gangplatz haben wollen, dann ist ein frühes Check-in am Vortag Gold wert ! (Merke: Wer zuerst kommt, malt zuerst !) Ein weiterer Vorteil: Man kann die Bordkarte direkt auf sein Smartphone laden.

Da man das Gerät eh immer dabei und griffbereit hat, hat man so ein Ding weniger, dass man irgendwo verstauen muss. Nachteil: Manche Leute werden so geradezu paranoid, was ihren Akkustand angeht… Eine Erklärung dafür, dass öffentliche Ladeterminals am Flughafen immer häufiger werden: Praktische kleine Tische und Boards mit mehreren Steckdosen oder sogar USB-Ports, an denen man beim Warten schnell mal sein Mobilgerät nachladen kann !

Sehr schick ist in diesem Kontext auch folgendes Konstrukt, das ich am Bahnhof von Straßburg gefunden habe:

Win-Win-Situation: Leibesertüchtigung plus frische Energie für das Handy

Win-Win-Situation: Leibesertüchtigung plus frische Energie für das Handy

Check-in ? Done. Weiter geht’s zur Sicherheitskontrolle. Und auch hier wieder: Schlange stehen. Hier gibt es leider keinen Work-around. Gute Vorbereitung ist hier das A-und-O ! Dies fängt schon mit einem geeigneten Outfit an. Da jeder Fluggast durch einen Metalldetektor geht, empfiehlt es sich möglichst wenig Metall am Leib zu tragen. B.A. Barracus vom A-Team (aka Mr. T) kann uns hier als Negativbeispiel dienen, müsste er sich doch erst umständlich aus seinem reichhaltigen Schmuckbehang schälen. Aber auch die Dame mit Reisverschluss-bewehrten Lacklederstiefeln ist eine Person, die man nicht vor sich in der Schlange stehen haben möchte, denn hier sind Verzögerungen vorprogrammiert. Ebenfalls schlecht: Texanische Gürtelschnallen in Größe von Radkappen. Ich gebe zu, ich mache hier auch einiges Falsch: z.B. loses Kleingeld in der Hosentasche.

Ebenso das Handgepäck… Ein immer währender Quell der Freude: Flüssigkeiten und Kosmetik. Idealerweise in einem transparenten Ziplock-Beutel mitzuführen, in Gebinden <100 mL. Kann man mittlerweile ja alles in flugkompatiblen Größen fertig kaufen. Dennoch kann man in ungeahnte Fallen tappen: Als ich z.B. letztes Jahr als Dankeschön für meine Teilnahme an einem Mentorin Programm 2 Gläser exklusive Marmelade geschenkt bekam, bremste man mich an der Sicherheitskontrolle aus. Problem: Inhalt des Marmeladenglases: 110 g. Vorschlag des Sicherheitspersonals:

„Falls sie die Marmelade dennoch mitnehmen wollen: Dort hinten ist ein Bäcker. Schmieren sie sich doch ein paar Marmeladenbrötchen !“

Nun, ich mag zwar Süßes, aber 2 Gläser Marmelade esse ich auch nicht auf einen Sitz auf. Meine Frustration kann man sich natürlich vorstellen. Verschwendung von guter Marmelade. Einem Freund eines Freundes ist dies angeblich mit chilenischem Wein im Werte von >100€ passiert, als er um seinen Anschlussflug zu erwischen vorübergehend den Sicherheitsbereich verlassen musste. (Danke an Alex F. für die Weitergabe der Geschichte)

Gilt leider auch für Gourmet-Marmelade und teuren Wein

Gilt leider auch für Gourmet-Marmelade und teuren Wein

Wie praktisch wäre hier doch eine Paketannahmestelle, mit der man quasi adhoc ungeeignete Gegenstände per Post an seine Heimatadresse schicken lassen könnte.

Im Sicherheitsbereich dann ist man auch nicht vor Verdruss gefeit… Hat man einen längeren Aufenthalt, aber einen leeren Magen, kann man Glück haben oder auch nicht. Das kulinarische Angebot lässt dann teilweise doch stark zu wünschen übrig. Zumindest in den Flughäfen, die ich bislang bereisen durfte, wird das gastronomische Angebot offenbar von hurtig im Toasterofen erwärmten Panini und aufgewärmten Pizzazungen dominiert. Und natürlich von der obligatorischen dauererhitzten Brühwurst, entweder als Hotdog oder klassisch mit Senf. So war ich ja ganz froh, als ich in Frankfurt im Bereich A einen ganz brauchbares Asia-Restaurant ausgemacht hatte. Als ich aber bei meiner jüngsten Dienstreise dort vor dem Heimflug kurz einkehren wollte, traute ich meinen Augen nicht… Auch dort hat sich nun so ein unsäglicher Panini-Verkäufer breit gemacht.

Sprechen wir nun vom Thema Gepäck. Wie eingangs erwähnt ist man ja bestrebt, durch geeignete Präparation im Vorfeld der Reise einen durch Schlange stehen hervorgerufenen Zeitverlust zu minimieren. Hierzu gehört auch eine Vermeidung des Gepäck-drop-off. Dies hat auf kurzen Reisen kleine Rollkoffer, die man als Handgepäck mit an Bord nehmen kann extrem populär gemacht. So angenehm dies für den Einzelnen sein mag, um so nerviger kann das für seine Mitmenschen werden. Auf die Art, wie manche Leute mit diesen Gepäckstücken umgehen, könnte man meinen, dass bald Waffenscheine dafür notwendig werden: Lässig hinter sich her gezogen und unachtsam, was die unmittelbare Umwelt anbelangt, hat so mancher ignorante Flugreisende schon mal nachfolgende Fußgänger mit seinem Koffer zu Fall gebracht.

In der Kabine dann, will das Gepäck dann natürlich sicher verstaut werden. Und angesichts des Umstands, dass ganze Heerscharen an Reisenden diese Gepäckstrategie verfolgen, wird es oft eng in den Gepäckfächern. (Im Frachtraum müsste es demnach geradezu leer sein) Da wird dann schon mal ohne Rücksicht auf Verluste der eigene Koffer mit Gewalt und Schmackes zum anderen Gepäck ins überfüllte Fach gerammelt. Merke: Zerbrechliche Ware vorsichtshalber immer am Mann tragen.

Erschwerend kommt hinzu, dass oft die zierlichsten Personen, mit den größten und schwersten Koffern unterwegs sind. Merke: Man sollte selbst noch problemlos in der Lage sein sein Gepäck ins Fach zu hieven. Und nicht nur den Koffer auf Kopfhöhe zu heben und anschließend rückwärts sammt Koffer in die gegenüberliegende Sitzreihe zum plumsen. Auf diesem Wege hatte ich dann schon mal ein altes Mütterchen mit ihrem Gepäck auf meinem Schoß sitzen. Vorsicht auch bei Rucksäcken: Ist dieser zu schwer und man kommt zu Fall, kann es passieren, dass man sich anschließend hilflos wie ein Käfer mit Armen & Beinen rudernd auf dem Rücken wiederfindet. Ferner gilt auch für Rucksäcke: Sei achtsam ob deiner Umwelt ! So wurde mir schon mehrfach ein dicker Rucksack ins Gesicht gehauen, als der Sitznachbar aus der gegenüberliegende Reihe sich zum Gepäckfach hinwendete. Überhaupt, je komplexer und umfangreicher das Handgepäck wird, desto länger dauert auch das Einsteigen, weil die Kofferbesitzer sich erst mal umfangreich sortieren müssen und somit den schmalen Durchgang blockieren. Denn Neben dem Handgepäck darf man ja manchmal noch einen zusätzlichen Gegenstand mitnehmen: Schirm, Posterrolle, Handtasche, Kamera etc.

Mal ehrlich, muss man wirklich alles mit in die Kabine nehmen ? Wenn man sein Zeug nicht tragen kann, dann gibt man das ganze Zeug eben auf ! Oder man benutzt, sofern verfügbar (leider nur bei sehr kleinen Fliegern), den Delivery-at-Aircraft Service: Das Köfferchen kurz vor dem Einsteigen schnell in einen Container stellen und ab geht die Reise. Beim Aussteigen steht es dann wieder zum Mitnehmen bereit.

Fazit: Mit etwas vorausschauender Planung und gegenseitiger Rücksicht kann man auf Flugreisen (aber auch in anderen Lebenslagen) sich selber und Anderen, das Leben leichter machen.

Null Problem, oder: Auf die richtigen Worte kommt’s an

Wie so oft im Leben heißt es bei Öffentlichkeitsarbeit & PR ganz besonders: „Sag’s mit den richtigen Worten !“ Auf diesem Gebiet hat die Berufsgenossenschaft Rohstoffe & Chemische Industrie (BG RCI) wohl mit ihrem alljährlichen Werbekalender den Vogel abgeschossen. Ganz BG typisch, wirbt dieser Kalender für sicheres Arbeiten & Unfallverhütung. An sich ein lobenswertes Unterfangen. „Vision Zero. Null Unfälle – Gesund arbeiten !“ heißt der Wahlspruch. So weit, so gut, liebe BG RCI. Da bin ich voll auf Eurer Seite. Im Monat Mai ist dies sogar ganz annehmbar umgesetzt: Ein junger, dynamischer Chemiker späht, ganz Sicherheitskonform, durch seine Schutzbrille auf sein Experiment. Überschrift: „Ich steh auf Null… / …weil ich meine Augen noch brauche !“.

Bock auf Null

Doch im August… Hier wird zwar auch für Sicherheit geworben, zur Mitarbeitermotivation trägt das Kalenderblatt aber nicht bei. Ein in einen weißen Schutzanzug gewandeter Arbeiter starrt mißmutig über seine Staubmaske hinweg. Titel des Bildes: „Ich hab’ Bock auf Null.“ Ok, lassen wir das mal als saloppes Wortspiel durchgehen…

Wir schaffen null !

Im September wird sodann nachgelegt mit „Wir schaffen Null !“, was schließlich im Oktober mit „Null geschafft und stolz drauf!“ gipfelt. Kennt man nicht den Hintergrund, fragt sich der unbeteiligte Zuschauer, ob hier für Unfallprävention oder die Olympiade der Drückeberger geworben wird. Provoziert in jedem Fall gerne mal einen flapsigen Kommentar bei vorbeikommenden Kollegen.

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Vielleicht auch nicht gerade der passende Wandschmuck, wenn Geschäftspartner durchs Labor geführt werden. Aus diesem Grunde wurde bereits einmal ein Kalender von unserem Großchef aus dem Labor verbannt und eigenhändig gegen einen unverfänglichen ausgetauscht. Aus diesem Grunde haben wir den BG Kalender erst mal in die Umkleide verbannt. 🙂

(Quelle Bilder: Kalender 2016 by BG RCI)