Man sollte mehr Sport machen

Die Medien sagen es und der Hausarzt sagt es auch: Sport ist gesund und hält fit. Deswegen nimmt man sich immer mal wieder vor den Hintern vom Sofa hochzukriegen und etwas für die Fitness zu tun. Doch leider ist das Sofa so bequem. Und das Wetter ist zu kalt / zu heiß / zu naß etc. Sie kennen das ja. Eine Ausrede findet sich immer um eine lästige Pflicht aufzuschieben.

Vermutlich liegt es ja daran, dass man noch nicht den geeigneten Sport für sich gefunden hat ? Denn wenn etwas Spaß macht sieht man ja gerne mal darüber hinweg, dass es anstrengend ist. Es muss ja nicht Joggen oder Schwimmen sein… Die Auswahl ist ja groß. Auch für die ausgefallenen Vorlieben findet sich eine passende Disziplin, um sich sportlich zu betätigen.

1. Extrembügeln

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Bügeln als Extremsport


Sind sie eher der häusliche Typ ? Also häuslich wie in Hausarbeit ? Sie mögen außerdem ein tadellos aussehendes Outfit ? Dann ist vielleicht Extrembügeln die richtige Sportart für sie, eine Disziplin „mit dem Ziel, selbst unter anspruchsvollsten klimatischen, geographischen und körperlichen Bedingungen mittels eines heißen Bügeleisens und eines Bügelbretts Wäsche zu bügeln.“ Die Idee des Extreme Ironing stammt, wie sollte es anders sein, aus Großbritannien, wo man ja eh einen Faible für seltsame Sportarten hat. Der Bergsteiger Phillip Shaw kam 1997, angeödet von der monotonen Hausarbeit, auf die Idee eine Bergtour samt Wäsche und Bügeleisen zu unternehmen. Diese Idee hat seitdem weitere Anhänger gefunden. Wer dies als reinen Spaß abtut, der sollte sich vor Augen führen, dass die Extrembügler mit großer Akribie, intensiver Vorbereitung und athletischer Höchstleistung unter oft widrigsten Bedingungen ihrem Sport nachgehen. Beim Hochalpinbügeln werden Berge erklommen und die Wäsche am Gipfel oder in der Steilwand gebügelt. Da es dort natürlich keine Steckdosen gibt, wird das Bügeleisen, ganz Old School-Style, auf einem Stövchen über dem offenen Feuer erwärmt.

Wettkampfbügeleisen für den Hochalpin Einsatz

Wettkampfbügeleisen für den Hochalpin Einsatz

Auch der Mount Everest wurde bereits erfolgreich gebügelt, als zwei Briten im Basislager auf 5400 m Höhe bügelten und die frische Wäsche dann zum Gipfel trugen. Water-Style bedeutet in oder auf dem Wasser. Selbst Unterwasserbügeln (mit Taucherausrüstung) ist eine Disziplin, obgleich es fraglich ist, ob ein vernünftiges Bügelresultat zu erzielen ist. Air-Style beschreibt Bügeln in Flugzeugen oder auf deren Tragflächen stehend, während Forrest-Style mitten im Wald unter strenger Beachtung des Umweltschutzes und im Einklang mit der Natur stattfindet. Für den Mannschaftssportler gibt es noch Synchronbügeln. Man kann also mit Recht behaupten, dass dies eine extrem vielseitige Extremsportart ist. Internationale Wettkämpfe gibt es auch, wie z.B. 2003 die Rowenta Trophy. Mehr Infos zu diesem faszinierenden Sport gibt es bei der German Extreme Ironing Section (GEIS).

2. Schachboxen

Sie suchen etwas was sowohl physisch als auch intellektuell anspruchsvoll ist ? In diesem Falle empfehle ich Schachboxen.

Diese Combo vereint zwei Sportarten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. (Ja, Schach zählt offiziell als Sport) Das Eine als relativ passive, mentale Herausforderung, das Andere als adrenalingeladene Muskelkraft pur.

Erdacht hat das ganze der französische Autor Enki Bilal in seinem 1992 erschienenen Buch „Froid Équateur“, in dem der Protagonist in einem solchen Wettkampf antritt. Inspiriert durch das Buch und den darauf basierenden Wu-Tang-Klan Song „Da Mystery of Chessboxing“ machte sich dann der niederländische Aktionskünstler Iepe Rubingh daran ein offizielle Regelwerk zu verfassen: Schachboxen hatte den Sprung in die Realität vollzogen.

Eine kurze Zusammenfassung der Regeln:

  • Der Kampf besteht aus sechs 4-minütigen Schachrunden, die von fünf 3-minütigen Boxrunden unterbrochen sind. Insgesamt also 11 Runden.
  • Gewonnen ist der Kampf wenn der Gegner entweder
    a) k.O. gehauen wird,
    b) Schachmatt gesetzt wird oder
    c) seine Anteilige Bedenkzeit von 12 Minuten im Schach überschreitet.
    Bei Aufgabe oder Abbruch durch den Ringrichter ist die Partie natürlich auch entschieden.
  • Sollte der Kampf vor Ablauf der Zeit nicht entschieden sein und die Partie Remis enden, entscheidet die Anzahl der Punkte beim Boxen. Kommt hier auch ein Remis heraus, gewinnt der schwarze Spieler.

Neben der Tatsache, dass man hier zwei Disziplinen gut beherrschen muss, kommt erschwerend dazu, dass man zwischen zwei Aktivitäten, die sehr unterschiedlich sind, nahezu nahtlos hin und her schalten muss. Mit Adrenalin aufgepumpt und mit dem Puls am Anschlag muß man sich ruhig und kühl kalkulierend ans Schachbrett setzen. Dies wird dadurch auch nicht einfacher, wenn man zwischenzeitlich ein Paar auf die Glocke gehauen gekriegt hat und die kognitiven Fähigkeiten bereits gelitten haben.

3. Bubble Fußball

Es fehlt noch eine Mannschaftssportart. Besonders populär ist in Deutschland ja Fußball. Nicht nur Bundesliga gucken, nein, auch gerne im Verein oder als teambildende Maßnahme in der Firma. Um dem Ganzen noch etwas extravaganten Pfiff zu verleihen, gibt es diverse Funsportarten auf Fußball Basis.

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Zum Beispiel Bubble-Fußball, eine Fusion zwischen Fußball und einer Vollkontakt Sportart. Die Spieler sind bis zur Hüfte eingepackt in eine Art riesigen Wasserball (ähnlich den Konstrukten, denen man auf Volksfesten unter dem Stichwort Zorbing begegnet) und tragen ein 7-minütiges Fußballmatch aus. Das Zeitlimit kommt daher, dass es in so einer Plastikkugel sehr schnell, sehr heiß und stickig wird. Die Ganzkörperluftpolsterung ermöglicht es nun, dass Rempeln und Schubsen nicht nur erlaubt, sondern geradezu erwünscht ist. Eine beliebte Strategie ist es daher, einen Teil der Mannschaft dazu abzustellen die gegnerische Mannschaft durch geschicktes Schubsen manövrierunfähig zu machen (sog. Bumpen), während die anderen Spieler den Ball ins Tor bugsieren.

4. Bogsnorkelling

Schnorcheln gehen ist eine beliebte sportliche Betätigung, wenn es in sonnigen Gefilden ans Meer geht. Im warmen Wasser schwimmen und die Faszination der (oberflächennahen) Unterwasserwelt genießen. Wer jedoch die lange Anreise scheut, kann dies auch in Nordeuropa tun. Ich präsentiere: Bogsnorkelling, zu deutsch Sumpfschnorcheln. Bewaffnet mit einer Schnorchelgarnitur und Schwimmflossen geht es in den Sumpf, den es nur mit Hilfe der Schwimmflossen (keine Schwimmbewegungen mit den Armen) zu durchqueren gilt. Das ganze erfolgt natürlich auf Zeit über eine Strecke von 60 Metern.

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Diese Schlammschlacht hat der Waliser Gordon Green aus dem Dörfchen Llanwrtyd Wells erdacht, um mehr internationale Aufmerksamkeit auf sein Dorf zu ziehen, was ihm wohl gelungen ist, da seit 1985 dort regelmäßig Weltmeisterschaft in dieser Sportart abgehalten werden.

Doch der Mensch neigt ja zu Extremen. Kaum hat Einer vorgelegt, kommt ein Anderer, der die Leistung noch übertreffen will. Dem entsprechend gibt es jetzt auch Mountainbike Bog Snorkelling. Hier wird der 1,90 m tiefe Sumpf mit einem Mountainbike, dessen Rahmen mit Blei gefüllt wurde, durchfahren. 2 mal !

Da muss man schon ein ziemlicher Gemütsmensch sein, wenn man sich bis zur Nasenspitze in einem müffelnden Sumpf sitzend auf einem Fahrrad gegen Wasser und Schlamm abstrampelt.

Der Kreativität des Menschen sind keine Grenzen gesetzt, wie man hier mal wieder sieht. Aus purer Neugier ob der Machbarkeit eines verrückten Unterfangens und mitunter vielleicht auch befeuert durch den Genuss des einen oder anderen Glas Alkohol sind wohl schon so einige Funsportarten mit Hang zum Extremen erdacht worden. Da es noch eine Vielzahl anderer erwähnenswerter „Sportarten“ gibt, soll dies also nicht der letzte Beitrag zu diesem Thema gewesen sein. Stay tuned…