Ein feuchtfröhliches Dinner

oder 28 Gläser Rum hauen der stärksten Butler um

„Also die alkoholische Gärung – oder vielmehr die Gärung des Alkohols – sie erzeugt Alkohol – das heißt also, der Alkohol erzeugt Gärung – sogenannte alkoholische Gärung“
— Johannes Pfeiffer (mit drei F) in „Die Feuerzangenbowle“

Mal wieder ist ein Jahr dem Ende zu und damit wird auf die Erfolge des alten Jahres angestoßen beziehungsweise die Glückwünsche für das neue Jahr mit einem ausgebrachten Toast bekräftigt.

Freddie Frinton und May Warden in "Dinner for One" © NDR Foto: Annemarie Aldag
Dinner for One – Butler James & Miss Sopie
(Quelle: ndr.de)

Wie schon der treue Butler James in Dinner for One mit Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein oder der Geheime Zauberrat Beelzebub Irrwitzes mit dem satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (im gleichnamigen Buch von Michael Ende) zeigen, genügt es nicht die Silvesternacht mit stillem Wasser zu begießen, sondern der illustre Anlass verlangt nach einem angemessenen stärkeren Getränke – einem edlen Tropfen, einem spirituellen – oder richtiger: einem geistigen Getränk – kurzum Alkohol.

Der betrunkene Butler

Bleiben wir also mal beim Butler James. Anlässlich des 90. Geburtstags seiner Dienstherrin Miss Sopie wird – same procedure as every year– ein Geburtstagsdinner bestehend aus Mulligatawny-Suppe (eine Art Currysuppe), Schellfisch aus der Nordsee, Brathühnchen und Obst zum Nachtisch gereicht nebst adäquater Getränke. Da die gute Dame aber wie gesagt 90 wird (und das bereits seit etlichen Jahren, offenbar schummeln Frauen bei der 90 ebenso wie bei der 30) hat sie ihre vier besten Freunde bereits überlebt. Da die Dame aber offenbar ein Gewohnheitstier ist, findet das Dinner wie gewohnt statt. Leidtragender ist nun der Butler, der nun an Stelle der Verblichenen der Jubilarin zuprosten muss. Und da kommt einiges zusammen – wir zählen mit: jeweils vier Gläser Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein plus den Inhalt einer Blumenvase. Perfider Weise wird dem treuen James aber nur der flüssige Teil des Festessens zuteil. Sprich: Sofern er nicht schon vorher in der Küche etwas gegessen hat, kippt er sich den ganzen Alkohol mehr oder minder auf nüchternen Magen hinter die Binde, was auch sichtbar einen verheerenden Effekt auf ihn hat. Als naturwissenschaftlich interessierte Menschen fragen wir uns nun: Welchen Alkoholspiegel hat James nun im Blut ?

Auf dem Weg vom Glas in die Birne

Die Auswirkungen eines Drinks auf den Alkoholspiegel sind schwierig abzuschätzen, da hier eine ganze Reihe stark vom Individuum abhängige Faktoren eine Rolle spielen. Erst einmal müssen Geschwindigkeit und Effizienz der Alkoholaufnahme berücksichtigt werden. Obwohl Alkohol über die Mundschleimhaut aufgenommen direkt ins Blut geht, wird dort nur 2% der aufgenommenen Alkoholmenge resorbiert. Der Hauptteil wird im Magen, aber ganz besonders der Dünndarm für die Aufnahme verantwortlich. Da die Resorption im Magen aber relativ langsam von statten geht, spielt der Mageninhalt eine entscheidende Rolle. Ist man nüchtern, geht es sehr schnell. Flüssigkeiten passieren den Magen sehr zügig (< 1 Stunde). Der Alkohol kommt also Rasch in den Dünndarm und kann seine Wirkung entfalten (Grafik 1). Ist der Magen wohl gefüllt und wurde eine entsprechende „Grundlage“ mit fetthaltigen Speisen geschaffen, verweilt der Alkohol tendenziell länger im Magen (sehr fette Speisen verweilen bis zu 7 Stunden im Magen) und die Aufnahme erstreckt sich über eine längere Periode. Dies sorgt zwar nicht dafür, dass weniger Alkohol aufgenommen wird, da aber parallel zur Aufnahme immer schon etwas Alkohol abgebaut wird, ist der Spitzenwert der Blutalkoholkonzentration geringer. Sprich: Man wird weniger stark besoffen (Grafik 2).

Szenario 3 im Schaubild würde dem Szenario entsprechen, dass der Alkoholgenuss sich über einen sehr langen Zeitraum erstreckt. Wenn der Suff nachlässt, legt der Trinker nach um seinen Pegel im Mittel konstant zu halten.

Natürlich spielen Körpergröße und Gewicht eine große Rolle. Vereinfacht ausgedrückt: Je größer der Proband, desto mehr Platz hat der Alkohol um sich auszubreiten, desto geringer die Konzentration (Masse pro Volumen).

Alkohol löst sich ferner prima in Wasser, in Fett eher schlecht. Daher wirkt sich ein hoher Wassergehalt im Körper auf den Alkoholspiegel aus, sprich wir müssen auch Alter und Geschlecht berücksichtigen.

Ein feuchtfröhlicher Abend –

Doch zurück zu unserer Silvesterparty. Fangen wir zunächst mit ein paar Grundannahmen an: Wir können ziemlich sicher sagen, dass James männlichen Geschlechts ist und offenbar nicht mehr der Jüngste. Gehen wir einmal von einem Alter von 75 Jahren aus. Fit genug, um den Erfordernissen seines Berufs noch gerecht zu werden, aber in Vorgerücktem Alter. Einer kurzen Google-Suche zufolge war der Schauspieler Freddy Frinton etwa 1,91 m groß. Das Gewicht müssen wir raten. Gertenschlank ist er nicht gerade, aber auch nicht pummelig. Gehen wir also in etwa von Normalgewicht aus: etwa 91 kg.

Kommen wir zu den Getränken. Diese werden in Zinnbechern in Größe eines durchschnittlichen Wasserglases von etwa 0,3 L serviert. Da wir aber nicht genau sehen können, wieviel jeweils eingeschenkt wird, gehen wir von einer typischen Portionsgröße aus, wie sie z.B. in der Karl May Bar im Taschenberg Palais in Dresden ausgeschenkt wird.

Anzahl Menge Alkoholgehalt Vol% Volumen EtOH [L] Masse EtOH [g]
Sherry 4 50 20 40 32
Wein 4 200 12 96 76,8
Champagner 4 100 12 48 38,4
Portwein 4 50 19,5 39 31,2
Gesamt 223 178,4

Butler James verabreicht sich also in unter einer halben Stunde eine Portion von 178,4 g Alkohol. Um nun mit diesen Daten den Alkoholspiegel im Blut zu berechnen bedienen wir uns der sogenannten Widmark-Formel in ihrer Modifikation nach Watson.

Setzen wir dort unsere geschätzten Daten ein, erhalten wir als Worst Case (gesamter Alkohol wird aufgenommen) einen Alkoholpegel von 2.97 ‰. Doch halt !

Unsere Abschätzung dadurch erschwert, dass gar nicht der gesamte Alkohol aufgenommen wird, sondern eine bestimmte Menge als Resorptionsdefizit gar nicht ins Blut und damit ans Ziel gelangt. Dieser „Schwund“ ist unter Anderem auch von der stärke der konsumierten Alkoholika abhängig. Hartes Gesöff wie Schnaps (40 Vol%) erleidet einen nur geringen Verlust von 10 %, während ein man bei Bier teilweise bis zu 30 % als Resorptionsdefizit verloren werden kann. Berücksichtigen wir also zusätzlich ein mittleres Resorptionsdefizit von 15 % sind es immer noch 2.52 ‰.

Mit einem Alkoholspiegel von 2.5 – 3.0 ‰ bewegen wir uns schon im Bereich der schweren Trunkenheit. Gleichgewichtsstörung und Sprechstörungen sind typische Symptome und sind auch bei James gegen Ende des Essens bereits zu beobachten. In der Tat kann er sich noch glücklich schätzen, dass er nicht bereits kotzend in der Ecke liegt. Die Symptome hauen also in etwa hin. Da der Sketch allerdings nur 18 Minuten dauert, von denen wir noch die mündliche Einführung des Moderators abziehen müssen, ist es allerdings zweifelhaft, dass der Alkohol bereits zur Gänze aufgenommen wurde. Nach meiner Recherche wäre etwas im Bereich von 45 min bis 1:00 h realistischer bis der Maximalalkoholspiegel erreicht ist (Grafik 1). Selbst beim sogenannten Sturztrunk, bei dem in extrem kurzer Zeit große Mengen Alkohol getrunken werden und der zu einem verstärkten Anfluten der Alkoholwirkung führt, ist dies vermutlich extrem sportlich. Aber gestehen wir dem Bühnenautor etwas künstlerische Freiheit zu. Ob der Butler aber noch das mit einem Augenzwinkern angedeutete Schäferstündchen vollziehen kann, bleibt fraglich.

Mann + Alkohol + Frau = ???
Quelle: Alkoholvorlesung, Rechtsmedizin Uni Essen

Bier = Flüssignahrung ?

Und wenn wir gerade schon einmal dabei sind, hier noch gleich eine weitere Rechenübung zum Thema Alkohol: Ein beliebtes Sprichwort sagt: Drei Bier sind auch ein Schnitzel. In Sachen Alkohol können wir mit Gewissheit sagen: Drei Bier enthalten mehr Alkohol als ein Schnitzel. Aber wie sieht es mit Kalorien aus ? Im Netz finden wir das die Portionsgröße für ein Wiener Schnitzel im Mittel etwa 150 g beträgt.

Sind wir großzügiger und nehmen ein Wiener Schnitzel aus dem berühmt-berüchtigten Restaurant Waldgeist in Hofheim/Taunus in der Größe 1/4 Schwein sind es 250 g. Bei einem mittleren Kaloriengehalt von 242 kcal je 100 g sind dies 363 kcal für das normale und 605 kcal für das große Schnitzel. Hängt natürlich auch etwas davon ab, wie gut man das Schnitzel abtropfen lässt, wenn es in gutem Butterschmalz gebrutzelt wurde. Beim Bier haben wir es relativ einfach, da die notwendigen Werte für alle handelsüblichen Marken bestens katalogisiert sind. Legen wir also (typisch Dresden) ein großes (0.5 L) Feldschlösschen Pilsener als Referenz unserer Berechnung zu Grunde: 40 kcal je 100 mL entsprechen 200 kcal je großem Bier. Davon 3 Stück, ergeben nach Adam Riese 600 kcal. Ergo: Ja, das Sprichwort trifft hinreichend genau zu. Korrekt: 3 Bier sind auch ein großes Schnitzel.

Übrigens, in der Variante „Sieben Bier sind auch ein Schnitzel“ kommen wir auf 1400 kcal für das Bier, was 578 g Schnitzel entspräche.

In der Tat ist Bier nicht das schlimmste, was man in Punkto Kalorien trinken kann: 100 mL Vollmilch (3.5 % Fettanteil) haben z.B. 64 kcal und damit mehr als das doppelte der gleichen Menge Bier. Hochprozentiger Alkohol hat natürlich auch mehr Kalorien als Bier. So enthalten die Getränke, die Butler James konsumiert 1492 kcal (213,1 g Alkohol x 7 kcal/g = 1492 kcal). In reinem Alkohol wohlgemerkt, da natürlich noch Zucker in den Getränken enthalten ist, natürlich effektiv mehr. Die Kalorienzufuhr an Alkohol entspricht also etwa einem McDonalds Menü aus Big Mac, großer Pommes + Cola und einem McSundae zum Nachtisch.

Achten Sie also auf Ihre schlanke Linie und ihre grauen Zellen und lassen Sie es im neuen Jahr langsamer angehen als Butler James ! Die Lömitonne wünscht allen Lesern ein frohes & gesundes neues Jahr !

Ach und sollte es Ihnen wie Butler James ergangen sein… Hier noch ein paar Tips gegen den Kater.

Vom Weihnachtsgeschenk

Disclaimer: Wenn Sie an den Weihnachtsmann glauben und das dieser die Weihnachtsgeschenke bringt, dann könnten Teile dieses Blogbeitrag Sie verunsichern !

Geschenke bringen hier zu Lande der Weihnachtsmann und das Christkind und anderswo andere nicht minder umtriebige Zeitgenossen. Doch sehen wir der harten Tatsache ins Auge: Letztendlich lässt der Weihnachtsmann sich durch Ottonormalverbraucher vertreten und jeder ist daselbst für Akquisition und Distribution von Weihnachtsgeschenken für die Liebsten verantwortlich.

Das Weihnachtsgeschenk im Wandel der Zeiten

Woher kommt eigentlich der Brauch seine Mitmenschen zu Weihnachten zu beschenken ? Der Verdacht liegt nahe, dass dies auf die drei heiligen Könige zurück zuführen ist, wenn auch Myrrhe und Weihrauch als Geschenke etwas aus der Mode gekommen sind. Zumindest das Gold erfreut sich bei den Damen immer noch ungebrochener Beliebtheit. Tatsächlich jedoch haben schon die alten Römer anlässlich der Saturnalien, die ebenfalls im Dezember abgehalten wurden, Geschenke verteilt.

Schnorr von Carolsfeld Bibel in Bildern 1860 169

Die Geschichte der drei heiligen Könige oder auch den drei Weisen aus dem Morgenland, die dem König der Könige Geschenke darbringen, kann man aber auch dahingehend interpretieren, dass die hohen Herrscher von ihren Untergebenen beschenkt werden sollen. Und so kam es dann auch bei den frühen Christen. Frei nach dem Motto: „Wer schon hat, dem wird gegeben.“ (Für Chemiker siehe hierzu auch die Regel von Markownikow) Erst inspiriert durch die Legende des guten König Wenzeslaus kehrte sich dieses Verhältnis wieder um. Gemeint ist hier Wenzel von Böhmen, der Mitleid mit einem im harten Winter frierenden Bauern hatte und diesen an den Gaben des Weihnachtsfests teilhaben ließ. Sozusagen also der St. Martin des Weihnachtsfests.

Damit galt also jetzt die neue Devise: Geben ist seliger als Nehmen. Und daher beginnt heutzutage der umsichtige Schenker bereits deutlich vor Weihnachten die Geschenke für seine Lieben zu besorgen, während der wahre Prokrastinator noch am Morgen des 24. Dezember panisch ausschwärmt, um noch ein Last-Minute-Geschenk zu organisieren. So sind zum Beispiel rasch noch an der Tankstelle organisierte Batterien ein sicher nützliches Weihnachtsgeschenk, sofern für andere drahtlose Elektrogeschenke noch die nötigen Batterien fehlen, doch empfiehlt es sich vielleicht auch gleich noch eine Flasche hochprozentiges mitzunehmen, damit der so lieblos Beschenkte seinen Ärger direkt herunter spülen kann.

Wirtschaftliche Erwägungen zum Weihnachtsfest

Allen Bestrebungen zum Konsumverzicht und einer stressfreien Weihnachtszeit zum Trotz, wollen viele dann doch nicht mir leeren Händen am Weihnachtsbaum stehen (nur für den Fall das die Gegenpartei auch ein Geschenk besorgt hat). Je nach Statistik gibt der Deutsche im Durchschnitt 475 €1 für Geschenke aus. Was natürlich auch etwas mit der Größe des Kreises der zu beschenkenden Menschen zusammen hängt. Immerhin 13 % der Geschenkekäufer, wollen oder (gottbewahre) müssen 11 oder mehr Personen beschenken !

And a partridge in a pear tree

Doch woran kalkuliert sich der Preis eines adäquaten Weihnachtsgeschenks ? Als Anhaltspunkt mag hier das englische Weihnachtslied „The twelve Days of Christmas“ dienen, welches davon handelt, welche Geschenke der Sänger von seiner wahren Liebe während der zwölf Weihnachtstage (25. Dezember/Weihnachtstag bis 6. Januar/Dreikönigstag) erhält. Beginnend mit einem Rebhuhn in einem Birnbaum (a Partridge in a pear-tree) am ersten Tag und zwei Turteltauben (two turtle doves) am zweiten Tag, steigert es sich bis zum zwölften Tag hin zu zwölf Trommlern, elf Dudelsackspielern, zehn Moriskentänzern, neun Tänzerinnen, acht Mägden, sieben Schwänen, sechs Gänsen, fünf goldene Ringen, vier Kanarienvögeln, drei französische Hühnern, zwei Turteltauben und einem Rebhuhn in einem Birnbaum (Twelve drummers drumming, Eleven pipers piping, Ten lords a-leaping, Nine ladies dancing, Eight maids a-milking, Seven swans a-swimming, Six geese a-laying, Five gold rings, Four calling birds, Three French hens, Two turtle doves, And a partridge in a pear tree) Diese Auflistung nahm nun die PNC Financial Services Bank in den USA, um daraus jährlich den Christmas Price Index zu berechnen. Legt man also den „Warenkorb“ des 12. Weihnachtstages zu Grunde, kommt man auf folgende Rechnung:

1 xPartridge in a peartree$ 210,17
2 xTurtle Doves$ 300
3 xFrench Hens$ 181,5
4 xCalling birds$ 599,96
5 xGolden rings$ 825
6 xGeese-a-laying$ 420
7 xSwans-a-swimming$ 13125
8 xMaids-a-miling$ 58
9 xLadies dancing$ 7552,84
10xLords-a-leaping$ 10000
11xPipers piping$ 2748,87
12xDrummers drumming$ 2972,25
 Total$ 38993,59

Wer hätte gedacht das Schwäne so teuer sind ? Ermittelt werden die Preise jedenfalls anhand der Preisauskünfte von Zoohandlungen, Vogelzuchtbetrieben, dem Zoo von Cincinnati, einer Baumschule in New Jersey, sowie einer großen USA-weit operierenden Juwelierkette. Dienstleistungen wie die Tänzerinnen und Moriskentänzer werden bei einer Tanzgruppe in Philadelphia und dem Pennsylvania Ballet abgefragt. Lediglich die Milchmägde kommen relativ preisgünstig, da sie als ungelernte Hilfskräfte nur den US-Mindestlohn erhalten. Nimmt man nun diese Statistik, sieht man, dass die Kosten für Weihnachten seit 1984 um satte 308 % gestiegen sind ! Berücksichtigt man weiter, dass die einzelnen Geschenke sich pro Strophe des Lieds wiederholen, kommt man sogar auf $170298,03. Ein teurer Spaß also, wenn man seine Liebste so beschenken will. Aber dann gilt auch:

Gut gewählt ist halb geschenkt

Die korrekte Auswahl des Geschenks ist natürlich eine Wissenschaft für sich, sofern der Beschenkte nicht vorher eine Wunschliste eingereicht hat und der Schenkende die Auswahl treffen muss. Wir halten also demnach schon mal fest: Wachteln & Birnbäume sind eine schlechte Idee. Oder um es allgemeiner zu formulieren: Alles was gefüttert oder gegossen werden muss. Schon aus Rücksicht auf das im Zweifelsfall vernachlässigte Lebewesen.

Aber es gibt auch noch andere Problemfälle:

  • Socken und Krawatten… Sofern der beschenkte Mann nicht ein ausgesprochener Enthusiast einer erlesenen Abendgarderobe und die verschenkten Accessoires von Nobelqualität sind, eher ein wenig spannendes Geschenk.
  • Geschenke, die man auch als versteckte Botschaft aka Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren könnte… Ein Stück Seife ? —> Wasch dich, aber schnell ! Ein Gutschein vom Baumarkt ? —> Du könntest die Bude hier auch mal langsam renovieren.
  • Bleiben wir mal bei den Gutscheinen… Sie sind augenscheinlich erst mal eine gute Lösung. Dann kauft sich der Beschenkte eben selbst was Schönes. Erstes Problem: Oben genannter Baumarkt-Gutschein in Händen eines Heimwerkermuffels ? Keine Gute Idee. Also entweder genau auswählen oder aber einen Gutschein eines Geschäfts mit großer Auswahl. Problem 2: Man offenbart natürlich nicht nur, dass man keine gute Idee gehabt habt, sondern auch wieviel einem das Geschenk wert war.
  • Alkohol… Ich bin Sohn eines Arztes, also kenne ich das Problem gut: Gerne verschenken die Leute „einen guten Tropfen“ zu Weihnachten. Auch an den Arzt ihres Vertrauens, aus Dank für die gute Behandlung. Oder an den Briefträger, auf das er immer pünktlich die Post durch Wind und Wetter schleppe. Leider kommt es bei solchen Geschenken jedoch zu selten vor, dass hier erlesene Weine verschenkt werden (die hätte mein Vater wohl gerne angenommen), sondern Weinbrand (Ansbach Uralt), Metaxa, Albanischen Rotwein (edelsüß, Kopfschmerz garantiert), Mümmelmann-Jagdbitter… Und dieses Zeug sammelt sich dann in irgendeiner düsteren Ecke des Kellers, sofern man nicht ein paar trinkfeste Skatbrüder hat, die über robuste Lebern verfügen und geschmacklich anspruchslos sind. Die Cognacbohne oder andere Schnapspralinen können auch ins Auge gehen… So soll es durchaus schon mal Pralinenschachteln gegeben haben, die schon mehrfach den Besitzer gewechselt haben, weil sie niemand essen wollte.
  • Novelty Items aus dem Versandhaus im Allgemeinen und Küchentools im Speziellen… Es gibt Versandhäuser die verkaufen Gadgets für Probleme, die in dieser Form keiner hat. Ein raffinierter Eieröffner, ein Schlüsselanhänger mit akustischer Fernortung, eine Drehbank zum Apfelschälen… Zu Beginn enthusiastisch genutzt, dann in den tiefen des Schranks begraben.
  • Dinge die im Übermaß praktisch sind. Einen Duden sollte man im Haus haben. Einen Drehmomentschlüssel, um am Ende der Wintersaison die Reifen zu wechseln. Eine Palette 80 g/cm3 Kopierpapier. Praktisch ja, doch sollte man sich hier nicht über das Ausbleiben von Begeisterungsstürmen wunden.

Der Weg aus der Bredouille

Tja, was nun ? Was fängt man mit den Geschenk-Flops an ?

  1. Umtauschen
    Ehrlich währt am längsten. Das Geschenk sagt nicht zu ? Artig bedanken, denn der Geschenkgeber hat sich ja Mühe gegeben und schließlich ist es ja auch der Gedanke der zählt. Mit etwas Glück existiert noch der Kassen-Bon, dann kann man das Geschenk umtauschen und im besten Fall gemeinsam etwas Neues aussuchen.

  2. Weiterverschenken
    Sollte das Geschenk nur nicht den eigenen Geschmack getroffen haben, kann es ja trotzdem noch jemand anderen freuen. Sofern das Geschenk nicht im Allgemeinen ein absoluter Fehlgriff war, dass man auch niemand anderem zumuten will. Ferner ist dies, genau wie die Option „diskret entsorgen“, dem ursprünglichen Schenker nicht gerade nett gegenüber. Ausserdem bleibt zu befürchten, dass gerade in einem eng verwobenen Freundeskreis mit Hang zum Wichteln, dass das Geschenk wieder beim ursprünglichen Käufer landet.
  3. Tauschen
    Vielleicht ist ja einer der anderen Anwesenden mit seinem Geschenk auch nicht zufrieden ? Vielleicht bietet es sich ja ein Tausch an ? Was dem Einen Trödel ist, ist dem Anderen ein Schatz ! Besonders beim Wichteln ist dies eine beliebte Option. Mittlerweile gibt es aber auch schon großangelegte Tauschbasare als nachweihnachtliches Happening in manchen Städten.
  4. Caveat!
    In der Falle steckt man jedoch, wenn man ein Geschenk erhält, in welches der Schenker viel Mühe gesteckt hat und/oder große Erwartungen steckt. So hat z.B. der nicht sonderlich begabte, allerdings um so passioniertere Hobbykünstler in der Familie ein Meisterwerk geschaffen, dass selbst Omas halb-blinden Dackel die Tränen in die Augen treibt. Und nun hat er dieses grandiose Meisterwerk seinen Eltern vermacht, weil dieses Kunstwerk(!) sich prächtig über dem Sofa machen würde. Leider kann man dieses Geschenk nicht loswerden, ohne den Schenker vor den Kopf zu stoßen. Es bleibt lediglich die Option den Gegenstand des Anstoßes im Keller in Quarantäne zu nehmen und nur hervor zu holen, wenn der Schenker zu besuch kommt. Gilt gleichermaßen für hochgradig individualisierte Geschenke.

In diesem Sinne möchte ich allen Lesern ein frohes und zufriedenes Weihnachtsfest und einen fleißigen Weihnachtsmann wünschen !

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/208623/umfrage/durchschnittliche-ausgaben-fuer-weihnachtsgeschenke-in-deutschland/

Bunte Chemie

Kommen wir mal wieder zur Chemie. Und zwar einem Aspekt der Chemie ohne den unser Alltag um einiges trister und im wörtlichen Sinn grau wäre: Farben !

Von den Buntstiften unseres Nachwuchses, über den Lack auf unserem Auto, der der Bemalung der Porzellantasse aus der wir jeden Morgen unseren Kaffee schlürfen, bis hin zu Farbstoff im Essen (weniger schön, wenn dieser synthetisch und künstlich zugesetzt ist). „Doch Halt !“, mag das da Mancher argumentieren, „Sind nicht auch die Blumen auf der Wiese oder z.B. die Flügel des Schmetterlings schön bunt und farbenfroh?“. „Völlig richtig“, antwortet da der Chemiker, „aber wir wollen auch nicht vergessen, dass Mutter Natur eine sehr begabte Chemikerin ist !“.

Warum ist Farbe bunt ?

Alle Farbe steckt im Licht. Klingt erst einmal ziemlich esoterisch, aber im Dunkeln ist bestenfalls gut munkeln, aber ohne Licht sieht man nun mal nichts. Guckt man sich das Sonnenlicht an einem klaren Sommertag an, dann erscheint es farblos. Betrachtet man es jedoch durch ein Prisma, dann sieht man, dass das weiße Licht aus mehreren farbigen Komponenten zusammen gesetzt ist oder präziser ausgedrückt: das weiße Licht (polychromatisch = vielfarbig) ist eine Überlagerung von Licht mehrerer Wellenlängen. Licht einer einzigen Wellenlänge (monochromatisch), wie z.B. 450 nm ist zum Beispiel blau-violett, während solches mit der Wellenlänge 600 nm rot-orange ist.

Absorption !

Kommen wir nun zu den Farbstoffen. Wir können einen Gegenstand sehen, wenn Licht auf ihn fällt und er dieses zu uns reflektiert. Werden alle Wellenlängen reflektiert, erscheint der Gegenstand weiß. Absorbiert der Gegenstand jedoch bestimmte Wellenlängen, d.h. entfernt er diese aus dem reflektierten Licht, nehmen wir ihn als farbig wahr. Fällt das Licht z.B. auf einen roten Apfel, schluckt dieser die blauen und grünen Anteile und wir sehen die Farbe Rot, also die Komplementärfarbe zu Blau-Grün. In der Regel ist dieses rote Licht aber trotzdem nicht monochromatisch, sondern enthält immer noch eine Kombination zahlreicher Wellenlängen, erscheint uns aber aufgrund des Nichtvorhandenseins der Komplementärfarben trotzdem rot. Man spricht hier auch von subtraktiver Farbmischung, weil bestimmte Farben aus dem Licht abgezogen, sprich subtrahiert werden.

Elektromagnetische Strahlung von Radiowellen bis zur Gamma-Strahlung – in der Mitte: sichtbares Licht !

Jetzt wird’s physikalisch

Damit ein Stoff Licht absorbieren kann, benötigt er einen Chromophor (griechisch χρῶμα chrṓma ,Farbe‘, φορός phorós ‚tragend‘). Dies ist ein strukturelles Element mit delokalisierbaren pi-Elektronen, oder einfacher ausgedrückt mit „beweglichen“ Elektronen, die man durch Zuführung von Energie aus ihrem Grundzustand in ein energetisch angeregten Zustand heben kann. Je größer die Lücke zwischen diesen Zuständen ist, die überbrückt werden muss, desto mehr Energie in Form von Licht ist notwendig. Am energiereichsten ist blaues Licht (kurze Wellenlänge), während rotes Licht (große Wellenlänge) am anderen Ende der Energieskala liegt. Dabei wird immer nur die Wellenlänge absorbiert, deren Energie der Lücke zwischen den Zuständen des Chromophors entspricht. Ergo: Der Farbstoff absorbiert nur ganz bestimmte Wellenlängen aus dem polychromatischen Licht und es entsteht ein ganz bestimmter Farbeindruck. Besonders ausgedehnt ist der Chromophor im Graphit, welches eine Blätterteig-artige Struktur aus mehreren Lagen eines aus Benzolringen aufgebauten Wabenmusters ist. Hier sind die Elektronen besonders stark delokalisiert, weswegen ein sehr breites Spektrum an Wellenlängen absorbiert wird. Graphit ist deswegen schwarz.

Natürlich behält das angeregte Elektron nicht die Energie, sondern gibt diese nach kurzer Zeit wieder ab (ansonsten wäre die Fähigkeit zur Absorption irgendwann erschöpft und unser Farbstoff irgendwann nicht mehr farbig). Die Energie wird in den meisten Fällen in Wärme umgewandelt, kann bei besonderen Farbstoffen aber auch auf anderen Wegen, z.B. durch Aussenden von farbigem Licht wieder abgegeben werden. Dies kennen wir z.B. von Banknoten, die wenn wir sie mit UV-Licht bestrahlen fluoreszieren oder von den beliebten Leuchtsternen, die, einmal mit Licht „aufgeladen“ gelb-grün an der Kinderzimmerdecke leuchten (Phosphoreszenz).

Tintenblau und weißer Killer

Bleiben wir bei organischen Farbstoffen und dort bei einem besonders bekannten Beispiel: der blauen Tinte aus dem Füllfederhalter, die vermutlich jeder einmal beim Schreibenlernen in der Grundschule benutzt hat (bevor man später zu Kuli und/oder Finelinerstiften umgestiegen ist). Hier kommt z.B. der Farbstoff Wasserblau zum Einsatz, der nicht nur schön blau und relativ ungiftig ist, sondern auch wasserlöslich.

Wasserblau - mit und ohne Tintenkiller
Wasserblau – mit und ohne Tintenkiller

Sehr zur Freude vieler Grundschüler besitzen nun dieser Triphenylmethan-Farbstoff den Vorzug, dass man ihn mit einem Tintenkiller bearbeiten kann, wodurch das Geschriebene unsichtbar wird. Hässliche Tintenkleckse und Schreibfehler können so diskret kaschiert werden.

Diese bereits im Kaiserreich unter dem Namen Radierwasser auf den Markt gekommenen Präparate funktionieren dadurch, dass an das zentrale Kohlenstoffatom eine OH-Gruppe oder eine Sulfitgruppe angelagert wird, wodurch die für den Chromophor notwendige Kette von Doppelbindungen unterbrochen wird und der Farbstoff farblos wird.

Doch Obacht ! Das Geschriebene verschwindet nicht, sondern wird nur unsichtbar ! So lässt sich das vermeintlich Gelöschte durch Salzsäure- oder Essigdampf, sprich durch Einwirkung einer Säure wieder zum Vorschein bringen, indem der ursprüngliche Farbstoff regeneriert wird. Auch ein jahrelanges Liegen an Luft kann durch Oxidation die Schrift zumindest teilweise wieder sichtbar machen.

Dies geht natürlich nicht nur mit blauer Tinte: Prinzipiell geht dies auch mit anderen geeigneten Triphenylmethan-Farbstoffen. Ein Beispiel, dass ich aus eigener Anschauung aus meiner Kindheit her kenne sind die Malmäuse und der Löschkater:

Malmäuse - Ein Hoch auf die 80er
Malmäuse – Ein Hoch auf die 80er

Elf farbige Filzstiftmäuse, die von ihrem Antagonisten dem weißen Löschkater getilgt werden. Leider betrachtete meine Mutter die enthaltenen Chemikalien mit einer gehörigen Portion Argwohn, weswegen der Löschkater, der faszinierendste Teil des Sets, leider unter Verschluss blieb.

Geheime Botschaften

Hier sind wir dann auch nicht mehr weit von Geheimtinten entfernt, also Tinten, die im getrockneten Zustand farblos sind und erst durch Behandlung mit einem Reagenz wieder sichtbar werden. Nimmt man zum Beispiel die farblose Form des pH-Indikators Phenolphthalein zum Schreiben und bedampft das Schriftstück später mit Ammoniak, tritt die Schrift violett hervor. Alternativ kann man auch seine Nachricht mit einer schwachen Säure auf Papier schreiben. Erwärmt man den Brief dann später, beginnt das Papier sich an der beschrifteten Stelle zu zersetzen und färbt sich braun. Ein beliebter Versuch für Kinder benutzt hierfür z.B. Zitronensaft und ein Bügeleisen.

Da sich solche Tinten ausgezeichnet für den diskreten Versand von pikanten Liebesbriefen eignen, bürgerte sich auch der Begriff „sympathetische Tinte“ (von griech. Sympatheia „Zuneigung“) ein. Der römische Dichter Ovid empfahl hierfür auch die Benutzung von Milch, die sich durch Bestäuben mit Ruß wieder sichtbar machen lassen sollte. Einen ähnlichen Verwendungszweck hatten sogenannte Damentinten: Hier war die Nachricht zunächst offen lesbar, verblasste aber mit der Zeit durch offenen Zutritt von Luft. Also ideal um dem Liebhaber zu schreiben, ohne für den Vormund oder den gehörnte Ehemann später verfängliche Schriftstücke zu hinterlassen. Also eine frühe Form des heute benutzten Snapchats.

Bunte Tinte ? Nicht für Jedermann !

Warum sich bei der Tinte letztendlich der Farbton Blau durchgesetzt hat, ist durch einfache Google-Recherche nicht ganz zu klären, wenn auch sich diverse Hinweise finden lassen. Erst einmal: Früher war Tinte eher braun bis schwarz. Synthetische Farbstoffe kamen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf und begründeten den Aufstieg der chemischen Industrie. Davor beinhalteten Tintenrezepturen schwarzen Ruß und/oder ein Gemisch aus Eisen(II)sulfat und den Saft von Galläpfeln. Zunächst war eine solche Eisengallustinte eher von schwacher Farbe, aber sobald das Eisen vom Luftsauerstoff in die Oxidationsstufe III oxidiert wurde, bildete sich mit der Gallussäure aus den Galläpfeln ein schwarzer, unlöslicher und damit dokumentenechter Farbstoff. Nachteil: Bekleckerte Textilien lassen sich nur schwer reinigen und das saure Eisensalz zersetzt über längere Zeiträume das Papier. Um der Tinte aber etwas mehr Farbkraft zu verleihen, bevor sie völlig oxidiert ist, setzte man der Tinte später den synthetischen Farbstoff Methylenblau zu. Der Eisenanteil hat sich dann im alltäglichen Gebrauch verloren, die blaue Farbe ist geblieben.

Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, war die Benutzung von blauer Tinte bei Klassenarbeiten streng vorgeschrieben. Eben um eine zweifelsfreie Unterscheidung von der Korrektur des Lehrers mit roter Tinte zu gewährleisten. Grün war wiederum nur dem Schuldirektor vorbehalten.

Vorbild ist hier wohl die Vorschrift zu Aktenvermerken in Bundesministerien1: Grün bleibt dem Minister vorbehalten, Parlamentarische Staatssekretäre benutzen violett, Staatssekretäre nehmen den Rotstift, Abteilungsleiter blau und deren Unterabteilungsleiter benutzen den Braunstift, wenn sie am Seitenrand einen Vermerk anbringen. Ordnung muss schließlich sein.

Ein weiterer Vorteil von blauer Tinte gegenüber schwarzer, der aber erst in modernen Zeiten zum Tragen kam: Durch die Farbe der Tinte kann man das Original leicht von schwarz-weißen Fotokopien unterscheiden. Wobei dieser Vorteil durch das Aufkommen von preisgünstigen Farbdruckern sicherlich auch mittlerweile überholt ist.

  1. Nachzulesen in Anlage 2 zu §13 Abs. 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO)

Elementary

Auch in mir steckt ein kleiner Nerd. Und als Chemiker ist es da nicht verwunderlich, wenn man eine Brotdose mit dem Periodensystem der Elemente besitzt.

Für viele macht diese tabellarische Übersicht über die Bausteine der Materie einen substanziellen Teil des Missvergnügens aus, den sie mit dem Chemieunterricht in der Schule verbinden. Geradezu unerträglich und extrem schwierig erscheint Ihnen der Gedanke als Chemiestudent das PSE auswendig zu lernen.

Doch so schwer ist dies gar nicht. Das geht sogar ohne die dahinter verborgenen Gesetzmäßigkeiten zu kennen. Wie so oft im Leben braucht man nur eine gute Eselsbrücke.

  1. Spalte (1. Hauptgruppe, Wasserstoff & die Alkalimetalle):

Heisse Liebe Nachts Kann Räuber beim Cusehen Freuen1

  1. Spalte (2. Hauptgruppe, Erdalkalimetalle)

Bei Maggie Cann Sir Baltimore Rackern.

  1. Spalte (3. Hauptgruppe, Erdmetalle)

Bei Aldi Gabs Indische Teller

  1. Spalte (4. Hauptgruppe, Tetrele)

Cicero Sieht Gerne Sahne Plumbsen

  1. Spalte (5. Hauptgruppe, Pnicogene)

EiN PAsSbBild

  1. Spalte (6. Hauptgruppe, Chalkogene)

Otto Sucht Seinen TeePott

  1. Spalte (7. Hauptgruppe, Halogene)

Fluor, Chlor, Brom, Iod – Und schon sind alle Mäuse tot.

  1. Spalte (8. Hauptgruppe, Edelgase)

Hey, Neun Araber Kriegen Xehn Radieschen

Die Nebengruppen kann man sich horizontal wie folgt merken:

Scotch-Trinker Verlassen Craftlos manches Fest. Costeten Nichts Culinarische Z(n)uvor

Yvonne Zerstört Neben Modernster Technik RuRhPoldis Silberne Cd

Häufig Tauschen Wahre Ostfriesen Ihr Platin Gold und Quecksilber

Und das sind noch nicht mal alle Elemente. Es fehlen noch die seltenen Erden (Lanthanoide auf Fachdeutsch) und so einige radioaktive Strahlemänner. Uran & Plutonium fehlen z.B. in der Aufzählung. Insgesamt gibt es 118 Elemente. 80 davon sind stabil, 93 kommen natürlich vor, 25 können nur künstlich hergestellt werden. Die Herstellung neuer schwerer Elemente in Teilchenbeschleunigern scheint wohl eine Art Leistungssport und Wettstreit unter den Kernphysikern zu sein, denn in Flaschen füllen lassen sich diese Elemente wohl kaum. Nehmen wir zum Beispiel den jüngsten Sproß der Familie, Oganesson2 (Og, Ordnungszahl 118): Mit einer Halbwertzeit3 von kurzen 0,89 Millisekunden gehört es noch zu den stabileren superschweren Elementen. Da auch nur wenige Atome aufeinmal erhalten wurden, kann man verständlicherweise keine Chemie damit machen, so dass die Entdeckung dieses Elements von rein akademischem Interesse ist und nur zum Angeben in Wissenschaftlerkreisen taugt.

Aber es gab auch Zeiten, da kam die Wissenschaft mit deutlich weniger Elementen aus. Tatsächlich gab es bei den alten Griechen Anhänger der Theorie, dass alle Materie aus einem Urelement aufgebaut ist. Bei Thales von Milet war dies Wasser (ist in ausreichender Menge vorhanden), bei Anaximenes Luft (wird zum Mittelpunkt des Universums zu Wasser und Erde verdichtet) und bei Heraklit war es das sehr wandelbare Feuer.

Die klassischen 4 Elemente

An diesem Punkt kam nun Empedocles, der das ganze zur 4-Elementen-Lehre zusammenfasste: Im Prinzip beschreiben die 4 Elemente Eigenschaften, die unseren heutigen Aggregatzuständen entsprechen: Wasser ist flüssig, Erde ist fest und Luft ist gasförmig. (Feuer würde dem erst in jüngerer Zeit entdeckten Zustand Plasma entsprechen, kann aber im Kontext der alten Griechen erstmal ignoriert werden). Diese ewig existierenden und unveränderlichen Grundsubstanzen findet man dieser Lehre nun in verschiedenen Mischungsverhältnissen in allen uns bekannten Materialien. Dies ist im Grundgedanken gar nicht mal sooo weit von unserem heutigen Verständnis entfernt. Im Detail ist es zwar irgendwie logisch, aber dennoch falsch: Ist etwas fest & hart, enthält es ein großes Maß des Elements Erde, bei einer Flüssigkeit dominiert eher das Element Wasser und so weiter. Alkohol z.B., eine brennbare Flüssigkeit könnte dieser Logik folgend z.B. sowohl Wasser als auch Feuer enthalten.

Wenn man aber schon mal dabei ist ein System aufzustellen, dann kommt man schnell in Versuchung auch noch andere Aspekte damit zu erklären. Indem den Elementen bestimmte Gottheiten des griechischen Pantheons zugeordnet wurden, erhielten sie zusätzlich noch eine Reihe von Attributen und Eigenschaften: So lässt sich die Kraft des Feuers mit dem Göttervater Zeus in Verbindung bringen sowie mit den Eigenschaften Zielstrebigkeit, Kraft und Ehrgeiz. Luft ist flexibel, quirlig und veränderlich. Dementsprechend dauerte es nicht lange, bis man menschliche Gemütszustände oder auch medizinische Probleme mit einem Ungleichgewicht der Elemente zu erklären suchte und durch Zuführung des mangelnden Elements über eine seiner zahlreichen Mischformen dem Leiden entgegenwirken versuchte.

Wir sehen der Übergang zwischen Wissenschaft und Esoterik war fließend. Und der Weg vom Naturforscher und Universalgelehrten der Antike zum Alchemisten nicht weit. Doch vier Elemente reichten noch nicht aus. Die Alchemisten des Mittelalters bauten noch ein fünftes Element, den Äther, der den anderen ursächlich innewohnt und zur Umwandlung der Elemente beiträgt und demnach – sehr passend – auch Quintessenz genannt wurde.

So nahm der Hokus Pokus seinen Lauf, der zwar auch nützliche Dinge hervorbrachte, wie die Entdeckung des europäischen Porzellans durch den Alchimisten Böttger, aber mit der modernen Chemie bestenfalls nur rudimentäre Gemeinsamkeiten hatte.

Dies sollte sich erst mit dem Engländer Robert Boyle (1627 – 1692) ändern, der zwar noch versuchte die Elemente in einander umzuwandeln und Gold mit dem Stein der Weisen zu gewinnen, der aber in seinem Buch „The Sceptical Chymist“ (Der skeptische Chemiker) forderte, gründliche experimentelle Untersuchungen anzustellen und die 4-Elemente-Lehre der Antike ablehnte. Als Begründer der chemischen Analyse fand er heraus, dass sich z.B. Holz durch trockene Destillation in Kohle und „Holzgeist“4 zerlegen lässt und demnach kein Element sein kann.

Robert Boyle, der Skeptiker

Der Franzose Antoine Lavoisier (1743 – 1794) war es dann der erstmals die moderne Definition eines Elements als „Stoff, der sich nicht weiter in andere Stoffe zerlegen lässt“ festlegte. In eben jene Zeit fällt auch die beginnende Entdeckung vieler chemischen Elemente oder Identifikation bekannter Stoffe als solche. Nun füllte sich also der Baukasten der Chemiker und man gewann auch erste Erkenntnisse darüber, wie man aus diesen Bausteinen neue Substanzen erschafft. Es wurde gemessen, beobachtet und analysiert, was das Zeug hält. Mit der Definition des Elements, war es nicht mehr Weit bis zum Konzept des Atoms, welches von Dalton im Jahre 1809 postuliert wurde: „Elemente bestehen aus für das jeweilige Element charakteristischen, in sich gleichen und unteilbaren Teilchen, den Atomen“

Chemie war damit nicht mehr die Veränderung eines mehr oder minder esoterischen Fluidums, sondern die Umgruppierung dieser Bausteine, die in einem bestimmten festen Verhältnis erfolgt.

Anhand der gefundenen Eigenschaften der Elemente und ihrer Atommasse versuchte man nun eine Systematik aufzustellen, anhand derer man die Eigenschaften der Elemente erklären und auch vorhersagen könnte. Während erste Ordnungsversuche mehrere isolierte Gruppen von Elementen unter Anwendung verschiedener Ordnungskriterien hervorbrachten, waren es die Herren Meier und Mendelejew, die unabhängig von einander eine Tabelle aufstellten, die erstmals alle Elemente, sortiert nach ihrem Atomgewicht und gruppiert nach ihren Eigenschaften, beinhaltete und damit Grundlage für unser modernes Periodensystem bildet. Mit 63 Elementen war dies natürlich im Vergleich zum heutigen Stand der Technik noch unvollständig, was damals auch Mendelejew auffiel, da die Periodizität seines Systems einige Elemente vorhersagte, die noch nicht entdeckt waren.

Das Periodensystem: der moderne Nachkomme der Vier-Elemente-Lehre

Mit den stetig wachsenden Kenntnissen des Atombaus und der Quantenmechanik, konnte man auch schließlich recht genau erklären, wie es zur Systematik hinter dem Periodensystem kommt und warum die Elemente chemisch sich so verhalten wie sie es nun einmal tun.

Interessant wurde es dann 1896 als der Franzose Henri Becquerel die Radioaktivität entdeckt, die auf den Zerfall von Atomkernen zurückzuführen ist. Demnach war also die Atome doch nicht so unveränderlich wie ursprünglich angenommen. Ein radioaktives Element zerfällt unter Aussendung radioaktiver Strahlung in ein anderes Element.

Eine simplifizierte Skizze des Bohrschen Atommodells ist heute das Sinnbild für "Atom"

Eine simplifizierte Skizze des Bohrschen Atommodells ist heute das Sinnbild für „Atom“

In dieser Zeit war es dann auch, dass der Brite Ernest Rutherford und der Däne Niels Bohr ein Modell darüber aufstellten, wie das Atom in seinem Inneren aufgebaut ist: Negativen Elektronen kreisen auf definierten Bahnen oder genauer gesagt Orbitalen um den positiv geladenen Atomkern, der wiederum aus weiteren Teilchen, den positiven Protonen und den neutralen Neutronen aufgebaut ist.5 Und unteilbar ist das Atom (von altgriechisch ἄτομος átomos‚ unteilbar) auch nicht, wie Otto Hahn und Fritz Straßmann 1938 experimentell mit der Entdeckung der Kernspaltung zeigen konnten.

Nuclear Fission Experimental Apparatus 1938 - Deutsches Museum - Munich

Doch was man spalten kann, dass kann man doch auch sicher künstlich zusammenfügen? Tatsächlich gelang diese Umwandlung schon 1 Jahr vor der Kernspaltung, nämlich als es Segré und Perrier gelang das lange vergeblich gesuchte instabile Element Technetium aus einer mit schweren Wasserstoff beschossenen Molybdänfolie zu isolieren. Bei diesem Bestrahlungsvorgang wird ein Neutron & ein Proton in den Atomkern des Molybdäns eingebracht, wodurch das Technetium, das erste künstlich gewonnene Element, entsteht. Apropos künstlich… Wie kommt es, dass man die Nachbarelemente in der Natur findet und nur das Technetium selbst ins Dasein zwingen muss ? Dieses Element ist leider instabil und unterliegt radioaktivem Zerfall. Sprich: Lag es bei der Entstehung der Erde einmal im Erdreich vor, ist es mittlerweile zerfallen und wird nur in sehr geringem Maße wieder aus schwereren radioaktiven Elementen nachgebildet. Uran z.B. ist zwar ebenfalls instabil, doch sein Zerfall schreitet langsam genug voran, dass man es in der Erde finden kann.

Und wie so in der Wissenschaft nun einmal ist, kam es wie es kommen musste: Ist die Pionierarbeit erst einmal vollbracht, beackern auch andere Wissenschaftler das Feld. 118 Elemente zählt das Periodensystem nun und es wird fleißig weiter geforscht. Und so schließt sich der Kreis: Der Traum der Alchemisten, Elemente in einander umzuwandeln, wird Realität.


  1. Ok. Eigentlich heißt es Zusehen, aber hier machen wir uns die phonetische Ähnlichkeit zwischen den Verb zusehen und dem Namen Cäsium zu nutze…
  2. Klingt, zwar wie der Name eines armenisch-georgischen Physikers, ist aber ein chemisches Element
  3. Zeitspanne, nach dem eine Menge eines radioaktiven Isotops zerfallen ist
  4. Oder in moderner Sprache: Methanol.
  5. Und mittlerweile weiß man, dass selbst Neutronen & Protonen wiederum aus noch kleineren Teilchen bestehen…

Ansichtskarten… Gestern… Heute… Morgen ?

Wer eine Reise tut, der kann was erzählen. Was meistens ja nach Rückkehr des Reisenden erfolgt. Um die Daheimgebliebenen aber schon vorher auf dem Laufenden zu halten und an dem Erlebten teilhaben zu lassen, bzw. zu zeigen, dass man an sie denkt oder zumindest ein wenig angeben will, wie schön es am Ort der Reise doch ist, kann man eine Ansichtskarte verschicken.

Für je den Geschmack die passende Karte

Ok, im Zeitalter der Multimedia-kompatiblen Kurzmitteilungen (aka WhatsApp & Co.) und der elektronischen Kommunikation überhaupt, sind Postkarten fast schon ein Anachronismus. Zwischen 1997 (das Internet wird in Privathaushalten zunehmend verfügbar) und 2007 (Smartphones greifen um sich) ist das Volumen an verschickten Postkarten um 75 % zurückgegangen. Tja, warum nur ? Erst einmal, muss man die Karte – Gott bewahre ! – per Hand beschriften und dann – und das ist in unserer kurzlebigen Zeit sicherlich der Hauptgrund – nimmt der Versand auch einige Zeit in Anspruch. Sprich: Ist die Reise kurz oder der Einwurf der Karte in den Briefkasten zu spät, kommt es durchaus vor, dass der Reisende vor der Karte wieder die Heimat erreicht. Versendet man die Karte im Inland, ist die Laufzeit mit einem Tag sehr schnell. Begibt man sich ins Ausland, ist die Laufzeit länger, natürlich entfernungsabhängig und vor allen anderen Dingen unter Berücksichtigung der Zuverlässigkeit der Post des Ursprungslandes. Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang die Erkenntnisse aus einem Artikel der Welt.

So kann eine Karte aus Rom bereits nach 2 Tagen in Deutschland ankommen, wird die Postkarte aber aus dem von Rom umschlossenen Areal, welches man auch als Vatikan kennt, verschickt, kann das ganze schon mal 6 Tage dauern. Ebenfalls logisch ist es, dass der Versand von Post schneller geht, wenn er von einem Knotenpunkt des Postsystems, etwa der Hauptstadt eines Landes ausgeht und nicht von einer Insel oder aus der Pampa. Aus eigener Anschauung kann ich hier meine Erfahrung mit der Post in Polen teilen: Sitzt man im landschaftlich sehr idyllischen, aber doch recht entlegenen Masuren, kann es schon mal sein, dass der nächste Postkasten einige Kilometer in der nächsten größeren Stadt zu finden ist und/oder die Urlaubspost an der Rezeption der Pension gesammelt wird und von dort nur alle paar Tage abgeholt wird, um dann die Reise zum Adressaten anzutreten.

Dies gilt natürlich nur für den Fall, dass die Karte einwandfrei (und für den ortsansässigen Postdienst verständlich) beschriftet ist. Andernfalls: Zeitverlust durch Adressermittlungsverfahren ! Wie zum Beispiel bei meiner Korrespondenz mit dem französischen Gesundheitssystem geschehen, wo das Empfängerland von der französischen Post mit der PLZ 00000 ergänzt wurde, was bei der Deutschen Post wiederum zu einem 6-wöchigen Ermittlungsverfahren geführt hat.

Einmal um die Welt mit der Royal Mail

Einmal um die Welt mit der Royal Mail

Und in manchen Fällen geht einfach nur alles schief… Man wirft eine Karte in einen (zugegebenermaßen uralten und ranzigen) Briefkasten in Kensington, London und wundert sich dann, dass die Karte auch nach 3 Wochen noch nicht angekommen ist. Man schreibt die Karte also als verloren ab, nur um nach 6 Monaten überrascht zu werden, dass sie dann doch noch ankommt, nachdem sie einen Umweg über die Philippinen genommen hat. Was da schief gelaufen ist wird wohl ewig ein Mysterium bleiben.

Dennoch erfreut sich das traditionelle Kommunikationsmittel Postkarte einer gewissen Beliebtheit. Vermutlich, da es wie ein Souvenir etwas Haptisches hat – man hat also etwas in der Hand. WhatsApp, Instagram und Facebook hingegen stehen eher für die adhoc Teilhabe am Erlebten und ermöglichen zugleich auch, ganz im Sinne des Gießkannenprinzips, eine ganze Gefolgschaft mit ins Geschehen einzubinden. So betrachtet, kann man sich also als Empfänger einer Karte schon als privilegiert betrachten.

Da Ansichtskarten meist von Reisen verschickt werden, ist die topografische Photopostkarte, ein oder gleich mehrere Highlights des Reiseziels zeigend, die beliebtesten Varianten. Kurioserweise und irgendwie anti-intuitiv ist die Motivseite, die ja der eigentliche Blickfang der Karte ist, laut einschlägiger Definition in Expertenkreisen, die Rückseite(!) der Ansichtskarte. Eigentlich logisch, denn immerhin ist die Karte ja ein Kommunikationsmedium und da sollte ja die Nachricht im Vordergrund stehen.

Die Vorderseite ist bekanntermaßen zweigeteilt: Links die Mitteilung, rechts Porto und der Empfänger. Bei einem Standard A6 Format (es gibt natürlich auch Übergrößen) stehen einem also 10.5 x 7.4 cm Platz für die Urlaubsgrüße zur Verfügung. Wie bei einer SMS oder Tweet heißt es also auch hier: Fasse Dich kurz! Tatsächlich aber findet man oft mehr oder minder kreative Abwandlungen des Grundsujets: Liebe(r) XXX, das Wetter ist gut und das Essen ist toll. Der Urlaubsort ist wunderbar. Gestern waren wir am Strand. Alles Liebe, Deine Erna. Oder ähnliche unspezifische Plattitüden. Aber immerhin, es ist ja der Gedanke der zählt.

Platz war schon zu Kaiser Wilhelms Zeiten kostbar

Platz war schon zu Kaiser Wilhelms Zeiten kostbar

Aber bei manchen Leuten reicht der Platz eben überhaupt nicht. Dabei kann man sich heute noch ob eines recht reichhaltigen Platzangebots (im Vergleich zu früher) glücklich schätzen. Denn in den Pionierzeit der Ansichtskarte war die Vorderseite, formatfüllend, ausschließlich der Anschrift des Empfängers vorbehalten. Etwaige Grußbotschaften waren am Rand der Motivseite anzubringen. Erst um 1905 wurde der Nachricht mehr Platz auf der Vorderseite eingeräumt.

Überhaupt ist das mit der Nachrichtenübermittlung via Postkarte so eine Sache. In unseren modernen Zeiten, wo für alle Kommunikationskanäle maximaler Datenschutz heraufbeschworen wird und keine Kurzmitteilung, im Idealfall, ohne End-to-End-Verschlüsselung verschickt wird, mutet es geradezu kurios an, seine Grüße offen für jedermann lesbar zu verschicken. Dennoch – und das macht die Sache erst recht kurios – unterliegt die Postkarte dem Briefgeheimnis. Bestimmte Gegebenheiten vorausgesetzt. Damit das Briefgeheimnis effektiv greift, muss die Postkarte verschlossen oder durch ein verschlossenes Behältnis gegen Kenntnisnahme besonders gesichert sein. Will heißen, wer die Karte ohne Umschlag verschickt und nicht unter Verschluss aufbewahrt darf sich nicht wundern, wenn der Briefträger sie ließt. Nur eine Postkarte aus einem Briefkasten herausfischen mit dem Vorsatz sie unbefugt zu lesen ist verboten.

So schön der Erhalt von Ansichtskarten aber auch ist, die goldenen Zeiten der Ansichtskarten sind vorbei. Angefangen hat das Ansichtskartenwesen in Deutschland im Jahre 1866. Noch ohne Foto, dafür aber mit einer Lithografie von Jagdmotiven. Es war dann auch nicht eine Grußkarte aus der Sommerfrische, sondern eine Einladungskarte zu einer Treibjagd (8. Dezember 1866, gegen 9 Uhr am Sammelplatz in Westhofen).

Die erste Postkarte in Deutschland

Dies ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten, wie die Postkarte ihren Anfang genommen haben mag. Ein allgemeinen Konsens über den Erfinder gibt es nicht. Der Durchbruch der Urlaubskarte kam jedenfalls ungefähr ab 1896 mit aufkommen der Farblithografie und der (schwarzweissen, aber mitunter kolorierten) Fotografie. Der langsam entstehende Tourismus und „Massen“Reiseverkehr mag sicherlich auch sein übriges getan haben. Man denke nur, während man heute schon fast scheel angeguckt wird, wenn man mal ein Jahr nicht in den Urlaub fährt, war dies im 19. Jahrhundert noch ziemlich unüblich. Der erste Baedeker-Reiseführer (Handbuch für Schnellreisende) kam 1835 auf den Markt und Erholungs- und Erlebnisreisen kamen erst gegen Ende des Jahrhunderts auf.

Go digital ?

Go digital ?

Während es früher noch spezielle Verlage gab, die sich auf die Herausgabe von Ansichtskarten spezialisiert hatten, wird der Markt und das Angebot von solchen Karten recht überschaubar. Schon längst lohnt es sich nicht mehr für alle Orte Ansichtskarten zu drucken, sondern nur noch für Reiseziele und Sehenswürdigkeiten mit größerer touristischer Relevanz. Unternimmt man z.B. eine Reise nach dem mittelhessischen Gießen, muss man sich schon etwas anstrengen, um eine Ansichtskarte aufzutreiben. Eine Kompromisslösung scheint daher die Erfindung der Postkarten-App zu sein: Hier wird quasi der Versand eines Digitalfotos vom Smartphone mit einer Postkarte aus Papier vereint. Foto aufnehmen, in der App bearbeiten und mit einer Nachricht versehen. Das ganze dann via Internet an den Anbieter der App übermitteln, der das ganze dann druckt und per Post verschickt.

Ob digital oder ganz Oldschool auf Papier: Beides hat seine Daseinsberechtigung und erfreut den Empfänger.

Eine Tablette, wenn der Schädel brummt

Vom fiesen Katzenjammer war hier ja schon mal die Rede. Typisches Symptom: Kopfschmerzen. Doch nicht nur nach übermäßigem Verzehr von alkoholischen Getränken brummt uns der Schädel. Gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit leiden ca. 70 % aller Deutschen über anfallsweise auftretende Kopfschmerzen, allerdings besonders häufig bei Stadtbewohnern, Menschen zwischen 30-40 Jahren und Erwerbstätigen mit einem jährlichen Einkommen größer 3500 €. Also all jenen, denen man ein verstärktes Maß an Stress zutraut.

Passend zum Stress kann man den Kopfschmerz in 90 % der Fälle dem Spannungskopfschmerz zuordnen. Aber auch bei Aktivitäten, die manche Leute eher der Entspannung zuordnen, nämlich dem Geschlechtsverkehr, Stichwort: Sexualkopfschmerz. Während dem Klischee zufolge Frauen eher VOR dem Geschlechtsakt zu Migräne neigen, setzt der Sexualkopfschmerz vor Allem bei MÄNNERN WÄHREND des Akts außer Gefecht. Kuriose Welt…

Vermutlich wegen dem im Alltag nicht ungewöhnlichen Auftreten von Kopfschmerz gibt es vermutlich nur wenige Medikamente, die ähnlich bekannt und verbreitet sind, wie die Kopfschmerztablette. Allen voran bekannte Wirkstoffe wie Aspirin, Paracetamol und Ibuprofen.

Aspirin (aka Acetylsalicylsäure)

Bereits im Altertum benutzte man einen Sud aus Weidenrinde in Wasser, um leichte Schmerzen zu bekämpfen und Fieber zu senken. Schon Hippokrates (der als Vater der modernen Medizin und Namenspate des hippokratischen Eids gilt) hatte Weidenrinde in seinem Apothekenschränkchen. Die Weide, lat. salix, enthält nämlich Salicylsäure und weitere dem Aspirin verwandte Stoffe.

Der erste Schritt auf dem Weg zur Kopfschmerztablette par excellence fand jedoch nicht wie man meinen sollte in den Labors von Bayer, dessen bekanntestes Produkt tatsächlich das Aspirin ist, statt, sondern im heimischen Labor des Chemikers Friedrich von Heyden in der Dresdner Leipziger Vorstadt statt. Von Heyden hatte am Vorläufer der TU Dresden Chemie studiert und dort den Chemiker Hermann Kolbe kennen gelernt, der die chemische Struktur der Salicylsäure aufgeklärt und ein Verfahren diese herzustellen entwickelt hatte. Die sogenannte Kolbe-Schmitt-Synthese erlaubte nämlich die Herstellung der pharmazeutisch wirksamen Salicylsäure in großen Mengen aus dem Rohstoff Phenol, welches aus Steinkohleteer gewonnen werden kann. Die Gewinnung aus dem Naturprodukt hatte immer den Nachteil, dass die Verfügbarkeit limitiert und der Gehalt an Salicylsäure saisonbedingt stark unterschiedlich sein konnte. Konsequenz: Gute Verfügbarkeit des Wirkstoffs, drastischer Preisverfall von 10 auf 1 Taler pro 100 g. Alles gute Bedingungen für ein „Massenmedikament“.

Da die Nachfrage nach Salicylsäure als Fiebersenker und Kopfschmerzmittel bald nicht mehr durch das Heimlabor Von Heynes befriedigt werden konnte, folgte bald die Gründung einer chemischen Fabrik in Radebeul und damit der Beginn der weltweit ersten Arzneimittelsynthese in industriellem Maßstab.

Nun hatte die Sache mit der Salicylsäure aber einen Haken. Zum Einen war dies der bittere Geschmack des Präparats. Weitaus negativer war vermutlich aber die schlechte Verträglichkeit, die sich in Form von Magenbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen etc.) und bei hoher Dosierung Tinnitus manifestierte.

Hier kam nun Bayer ins Spiel, vertreten durch die Herren Eichengrün und Hofmann. Sie waren es, die ein neuartiges Verfahren zur Acetylierung entwickelten und damit Salicylsäure zu Acetylsalicylsäure / Aspirin veredelten.

Hier steht wie es gemacht wird – Das Laborjournal des Erfinders

Besagte Prozedur und der Name Felix Hofmann tauchen auch in einem anderen Zusammenhang auf: Wendet man das Verfahren zur Acetylierung des starken Schmerzmittels Morphin an, erhält man das nicht minder bekannte Diacetylmorphin aka Heroin, das auch erst als Pharmazeutikum vorgesehen war, dann jedoch traurige Geschichte als stark suchterzeugende Droge machte. Beide Wirkstoffe Aspirin & Heroin haben also einen gemeinsamen „Vater“.

Wie funktioniert’s ?

Dazu müssen wir erst einmal beleuchten, wie Schmerz überhaupt entsteht. Schmerz ist ein Symptom einer Gewebsschädigungen oder einer Krankheit. Wird Gewebe geschädigt, setzt der Organismus Schmerzstoffe, wie die Botenstoffe Acetylcholin, Serotonin, Histamin und die Kinine frei, die bestimmte Nervenendigungen (Nocizeptoren) aktivieren. Erst wenn ein bestimmter Schwellenwert überschritten wird, wird dieses Signal im Gehirn als Schmerzempfindung registriert. Parallel zu den Schmerzstoffen werden weitere Botenstoffe, die Prostaglandine, freigesetzt, welche die Wirkung der Schmerzstoffe auf die Nocizeptoren verstärken.1

Greift man also in die Bildung der Prostaglandine ein, sind die Nocizeptoren weniger empfindlich gegenüber den Schmerzstoffen und es ist ein größerer Reiz notwendig um ein Schmerzsignal zu erzeugen.

Liegen solche größeren Reize vor, braucht es natürlich schwerere Geschütze um den Schmerz zu unterdrücken. Daher gibt es noch eine ganze Reihe anderer Schmerzmittel. Keiner würde sich z.B. einem größeren chirurgischen Eingriff unterziehen, wenn er vorher nur eine Aspirin-Tablette bekommen hat.

Prostaglandine sind überhaupt an so einigen Prozessen in unserem Organismus beteiligt. Bei Entzündungen, bei Fieber, der Blutgerinnung und so einigem Anderen.

So kann Acetylsalicylsäure auch nützlich bei der Prophylaxe von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Thrombose sein. Also Erkrankungen, bei welchen eine Blockade von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel auftritt. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, beruht die Blutgerinnung auf einem Verklumpen von Blutplättchen und dient normalerweise dazu Wunden zu verschließen und Blutungen zu stoppen. Um dies zu erreichen und entsprechend zu regeln existiert ein hochkomplexer Mechanismus, in dem auch Prostaglandine eine wichtige Rolle spielen.

Bildet sich ein Gerinnsel jedoch nicht innerhalb einer Wunde, sondern innerhalb eines dünnen Blutgefäß und verschließt oder verengt es erheblich, kann dies o.g. ernste Konsequenzen haben. Hemmt man also die Fähigkeit der Blutplättchen sich zu Gerinnseln zusammenzulagern, wirkt man dem Auftreten solcher Gefäßverschlüsse und dem Auftreten z.B. eines Herzinfarkts entgegen. Aber auch die gewünschte Blutgerinnung ist reduziert. Vor Operationen sollte man also Aspirin und andere Gerinnungshemmer vermeiden, um Komplikationen durch starke Blutungen zu vermeiden !

Acetylsalicylsäure ist aber dennoch ein sehr sicheres Medikament. Tatsächlich sogar so sicher, dass es als „Over the Counter“-Medikament, also rezeptfrei, erhältlich ist. In manchen Ländern geht man sogar soweit, dass Aspirin auch ausserhalb von Apotheken erhältlich ist. Die mittlere tödliche Dosis liegt mit 200 mg/kg Körpergewicht sehr hoch. Ein 100 kg schwerer Mensch müsste also 20 g reines ASS zu sich nehmen, was in der Praxis wohl so gut wie nicht vorkommt. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man Aspirin-Tabletten sorglos wie Bonbons zu sich nehmen sollte, da eben Nebenwirkungen vorkommen und es Situationen gibt, in welchem man Aspirin nicht zu sich nehmen sollte. In den USA sind Nebenwirkungen von ASS und anderen nicht-Opioid Schmerzmitteln unter den 16 häufigsten Todesursachen. Da die Statistik Aspirin nicht explizit aufführt, nimmt die Öffentlichkeit die Gefahren einer falschen, ggf. auch gewohnheitsmäßigen dauernden Einnahme einfach nicht wahr.

Daher auch hier: Für Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt und Apotheker.

to be continued

  1. Die Prostaglandine sind eine sehr vielfältige Familie von Botenstoffen und erfüllen noch eine ganze Reihe anderer Funktionen. Dazu jedoch später mehr…

Vom dezentralisierten Abendessen – Running Dinner

Schon mal ein Abendessen im privaten Rahmen mit 3 Gängen und 13 anderen Leuten abgehalten ? Ist schon ein bisschen aufwändiger ein solches Unterfangen. Doch wozu gibt es Konzepte wie Arbeitsteilung, Outsourcing und Dezentralisierung in der modernen Welt, wenn man aufwendige Großprojekte stemmen muß.

Ich stelle vor: Running Dinner. Anstelle ein großes Festmahl in den eigenen vier Wänden abzuhalten, kocht man einen Gang, bewirtet seine Gäste und macht sich sodann selbst auf die Socken, um anderswo den nächsten Gang kredenzt zu kriegen und selber der Gast zu sein. Alles an einem Abend. Mehr oder weniger eine Art kulinarisches Speeddating, nur halt, dass es ums Essen geht.

Ein dezentrales Veranstaltungsformat, um neue Leute und neue Gerichte kennen zu lernen, dass sich insbesondere in Universitätsstädten bei der Studierendenschaft einer gewissen Beliebtheit erfreut.

Ich bin zwar selbst kein Student mehr, aber ich koche & esse gerne und neue Leute kennenzulernen ist nie verkehrt. Also haben ich beschlossen das mal auszuprobieren. Begleitet wurde ich von Frau P, die beim Running Dinner meine Copilotin sein sollte.

Gute Vorbereitung ist Alles

Sofern man küchentechnisch nicht völlig unbegabt ist (und vermutlich melden sich Kochanfänger bei solchen Events eher seltener an), stellt die Logistik des Abends die eigentliche Herausforderung da. Schließlich gibt es einen festen Zeitplan, wann man wo für welche Speise erscheinen soll. Der Konflikt besteht also darin, einerseits pünktlich zu sein (Höflichkeit der Könige + wer isst schon gerne kalt und so…), seinen eigenes Gericht just in time zu servieren und natürlich auch die soziale Komponente (um die geht es ja auch primär) auszukosten.

Bedeutet also, dass bei einer solchen Unternehmung Präparation und Vorbereitung (wie eigentlich so oft im Leben) das A & O und völlig unerlässlich sind. Man möchte sich also ein Gericht aussuchen, dass sich gut vorbereiten lässt und nicht à la Minute zubereitet werden muss. Eben solche Gerichte, die kalt serviert werden oder sich ohne Probleme aufwärmen lassen. Gazpacho, die beliebte kalte andalusische Gemüsesuppe = top; Goldbroiler frisch aus dem Ofen = Flop. Man kann sich also vorstellen, dass Vorspeise und Nachtisch es etwas einfacher haben, da hier die Auswahl an kalt zu verzehrenden Speisen sehr reichhaltig ist.

Running Dinner in Dresden

Also warteten die Frau P und ich gespannt auf die Auslosung des zu kochenden Ganges. Um nicht völlig spontan zu improvisieren haben wir dann auch schon mal ein kleines Brainstorming veranstaltet…

Ja, Eintopf ist zwar super vorzubereiten und schmeckt aufgewärmt mitunter gleich nochmal so gut, weil alles gut durchgezogen ist, aber originell ist das nicht unbedingt. Der Vorschlag für den Nachtisch, der hessische Apfeltraum (eine Art Apfel-basierte Interpretation von Tiramisu), war dafür schnell akzeptiert.

Ein gutes Nudelgericht ist aber immer gut. Nudeln kann man auch Last-Minute noch kochen und Saucen-Variationen gibt es unzählige… Einen italienischen Pesto oder eine asiatische Erdnuss-Sauce mit Hühnchen.

Donnerstag, um 13.27 Uhr

Es ist soweit… Die Lostrommel hat entschieden: Das Hauptgericht soll es also sein. Dann also tatsächlich selbstgemachten Pesto Rosso. Doch halt ! Im Zeitalter der Lebensmittelunverträglichkeiten hat man es auch als Hobbykoch nicht immer einfach:

Ok, das mit den Äpfeln wäre schlimmer gewesen, wenn wir die Nachspeise zugelost bekommen hätten (Da wird aus dem Apfeltraum schnell ein Apfelalptraum !) Aber klassischen Pesto oder Erdnuss-Sauce fallen somit auch flach. Aber wie sagt eine amerikanische Küchenweisheit: „In Queso Emergency: Pray to Cheesus !“ oder sinngemäß ins Deutsche übertragen: Im Zweifelsfall einfach mehr Käse nehmen, denn mit Käse wird alles besser ! Tatsächlich wird dies auch von diversen Internetköchen empfohlen: Nüsse und Pinienkerne gegen mehr Käse austauschen.

Nun könnte man einwenden, dass die Tomaten (Solanum lycopersicum) in einem roten Pesto ja auch Beeren sind:

Umgangssprachlich wird vor allem die als Gemüse verwendete rote Frucht, die eine Beere ist, als Tomate bezeichnet.

Gottseidank sind aber die meisten Leute weniger biologisch bewandert als meine Running-Dinner-Copilotin, so dass Tomaten letztendlich in Ordnung gingen.

Pesto rosso con fromaggio alla Lömitonne
(Für 6 Personen) 

120 g Getrocknete Tomaten
120 g Halbgetrocknete Tomaten (eingelegt in Öl)
200 mL Olivenöl (extra vergine)
1 Knoblauchzehe
30 Blt. Basilikum
85 g Grana Padano
85 g Pecorino

1 EL Tomatenmark

Pfeffer, Salz, scharfes Paprikapulver (nach Belieben)

 

  • Alle Zutaten (bis auf das Öl) grob Zerkleinern und in einen Krug geben
  • Mit einem Pürierstern unter portionsweiser Zugabe des Öls gut zerkleinern, bis eine schön schlotzige Konsistenz erhalten wird
  • Mit wenig Öl überschichten und über Nacht im Kühlschrank gut durchziehen lassen

Zugegebenermaßen so einfach, dass es schon fast etwas wie schummeln wirkt, aber unter Verwendung guter Zutaten trotzdem eine feine Sache. Dazu reichen wir Hühnerbrust in scharfer Marinade (selbst gebraten, aber bis zum Showdown im Kühlschrank aufbewahrt und in der Mikrowelle kurz erwärmt).

Geplante Aufgabenteilung: ich mache das Pesto, die Frau P. fungiert als Gastgeberin in deren Räumlichkeiten das Gelage stattfindet.

Auf Los geht’s los…

Freitag, 16.35 Uhr

Kick-off für die Veranstaltung sollte für uns um 17.15 Uhr im Dresdner Süd-Westen, in Löbtau, sein. Es ging also sportlich los. Auf Arbeit (recht)zeitig Feierabend machen, die Frau Copilotin an Ihrer Arbeitsstelle abholen und pünktlich beim 1. Gastgeber auf der Matte stehen. Jetzt nur nicht das Hauptgericht im Bürokühlschrank vergessen.

16.55 Uhr

Distanz 10.7 km (ca. 30 min) Aber wie immer, wenn es schnell gehen soll, dann kommt etwas dazwischen. Nicht antizipierte Umwege durch Baustellen… Stau wegen Berufsverkehr. Immerhin finde ich die Frau Copilotin & ihre Arbeitsstelle problemlos und weiter geht’s in Richtung Vorspeise.

17.10 Uhr

Das leidige Thema mit der Parkplatzsuche. Vermutlich sind deswegen Fahrräder bei solchen Veranstaltungen sehr beliebt, da sehr flexibel. Wenn man allerdings Pesto und weiteres Zubehör hurtig einmal quer durch Dresden transportieren will, ist das Auto zu nehmen vielleicht doch besser. Aber Gottseidank ist flott eine Parklücke gefunden. Und dann genaue Punktlandung um 17.14 Uhr auf der Fußmatte der beiden Gastgeberinnen. Kurz darauf erschienen dann auch Gast Nummer 3 & 4: Zwei Herrschaften aus den USA, die wir an diesem Abend überraschend noch einmal wieder treffen sollten…

17.20 Uhr

Erster Gang: Blätterteigschnitten mit einer Gemüse-Käse-Nuss-Auflage. Sehr schmackhaft, könnte kombiniert mit einem Salat auch fast als Hauptgang durchgehen. Erwähnte ich aber schon, dass Running Dinner gut bei Studenten ankommen ? Ok, dass ich mit meinen fast 38 Jahren wohl eher zu den älteren Teilnehmern gehören sollte, war ja fast schon klar. Allerdings wenn die anderen Teilnehmer eher 20-22 Jahre alt sind, kommt dann doch irgendwann das dezente Gefühl auf, dass man langsam anfängt alt zu werden. Aber nach den üblichen Gesprächseröffnungen, (Was studierst Du / machst Du beruflich ? Kommst Du aus Dresden und falls nein, was hat dich hierher verschlagen ? etc pp.) ist dann das Eis gebrochen.

17.45 Uhr

Um der Veranstaltung noch einen etwas interaktiveren Charakter zu verleihen, gibt es noch eine Fotochallenge. An jeder Station wird ein Bild zu einem bestimmten Thema aufgenommen. Für die Vorspeise ist dies Speisen ohne Zuhilfenahme der Hände. Kein Problem bei einer Blätterteigschnitte. Die muss man nur etwas überlappend auf den Tellerrand legen und kann abbeißen. Da man aber den Teller nicht in der Hand halten darf (Einen schönen Gruß an dieser Stelle !), artet dies natürlich in einige Verrenkungen aus.

18.05 Uhr

Ungeachtet dessen, durchweg nette Leute an Station 1 mit denen sich nach überstehen der ersten beidseitigen Verwunderung über den Altersunterschied eine nette Unterhaltung entwickelte. Aber aufgemerkt ! Immer die Uhr im Auge behalten, denn man hat ja einen festen Zeitplan und vor allem den Hauptgang um 18.30 Uhr zu servieren. Distanz 4.2 km (ca. 15 Minuten). Wir bedanken uns artig für das köstliche Essen und machen uns um kurz nach 18 Uhr auf den Weg in die Dresdner Innenstadt.

18.20 Uhr

Gottseidank befindet sich vor der Haustür von Frau P eine Tiefgarage, so dass auch hier die Parkplatzsuche sich problemlos gestaltet. Während Frau P bereits mit unserem Verpflegungskörbchen hinauf in ihre Wohnung eilt, parke ich das Auto.

Was aber tun, wenn die Zeit drängt, aber flott Nudeln auf den Tisch müssen ? Das Nudelwasser nicht im Topf aufsetzen, sondern im Wasserkocher schnell anheizen und dann erst in den Topf geben. Und voilá: Auch hier perfektes Timing. Die Gäste trudeln ein und wir können ohne Zeitverzug servieren.

18.32 Uhr

Ding Dong… Unsere Gäste sind da. Erstaunlicherweise fast alles Informatik-Studenten. Und auch hier wieder angenehmer Smalltalk, Erfahrungsaustausch über die bereits verspeisten Hors d’oevres und das selbst zubereitete Gericht.

19.00 Uhr

Halt… Da war ja nochwas. Fotochallenge ! Thema: Wie könnte das letzte Abendessen aussehen, wenn morgen die Welt untergeht? Kommt natürlich auf die eigene innere Verfassung an. Entweder es nochmal richtig krachen lassen, die Hände hochreißen und schreiend im Kreis laufen oder eher so etwas wie Der Schrei von Edvard Munch ? Da im Kreis laufen sich schwer statisch auf einem Foto abbilden lässt und Nudeln mit Pesto ein orgiastisches Gelage nur unzureichend abzubilden vermag, haben wir uns für eine Variante von „Der Schrei“ entschieden.

Der Schrei (Original, Munch Museum Oslo)
Und Fälschung (Private Fotosammlung, Dresden nähe Altmarkt)

19.50 Uhr

Und wieder heißt es fliegender Wechsel. Den Abwasch muß man leider zurück lassen, da wie immer die Zeit drängt. Als Besänftigungsmaßnahme hinterlassen wir für die Mitbewohnerin von Frau P eine Portion unserer Pestonudeln. Auf geht’s nach Dresden-Plauen (5.1 km, 15 min).

20.15 Uhr
Und siehe da, wer öffnet uns dort die Tür ? Die beiden Amerikaner, die uns schon bei der Vorspeise begegnet sind… Merkwürdig, da man bei einem Running Dinner normalerweise keine personellen Überschneidungen hat. Weiterhin merkwürdig: 8 Personen am Tisch anstelle der üblichen 6. Die Gastgeber bleiben trotzdem cool. Kein Wunder, es gibt Eis. Und davon reichlich. Genauer gesagt, Oreo-Eis. Ebenfalls relativ simpel, aber mit positiver Resonanz beim Publikum, ganz wie unser Pesto. Und amerikanische Schlemmerei ob fettig, süß oder beides kommt sowieso fast immer gut an, sofern nicht gerade Gesundheitsapostel anwesend sind.

Oreo-Eis
Vanille Eis auftauen lassen
Zerstoßene Oreo-Kekse und Schlagsahne unterheben
Tiefkühlen
Nachbelieben mit roten Beeren servieren

20.30 Uhr

Während wir vom Eis naschen und das langsam aufkommende PPMS (Postprandiales Müdigkeitssyndrom – Fresskoma) ankämpfen, erreicht unsere Gastgeber aufeinmal eine WhatsApp Nachricht der etwas aufgeregten Organisatorin des Abends, dass Ihr zwei ihrer Nachtisch-Gäste abhanden gekommen sind. Offenbar gab es da wohl einen Copy-Paste-Fehler im Zeitplan, der meine Copilotin und mich den Genuss des Oreo-Eises und der Organisatorin Verdruß (in Form zweier nicht beanspruchter Portionen Nachtisch) gebracht hat. Aber das war ja kein böser Wille. Wir haben uns ja brav an unsere Anweisungen gehalten und Nachspeise war ja auch genug für alle da.

21.05 Uhr

Und nochmals ein Szenenwechsel… Das 3-Gänge-Menü ist verzehrt und alle sind satt und zufrieden. Um den Abend dann ausklingen zu lassen und sich mit den übrigen Teilnehmern über das Erlebte auszutauschen, ist es Usus, dass sich an das Running Dinner eine Get-together, sozusagen eine Aftershow-Party stattfindet. Auf geht’s in die Äußere Neustadt.

Hier dann auch die Auflösung der Fotochallenge. Aus der Kategorie Essen ohne Hände gewann eine Variante sich das Essen ganz dekadent wie eine Line Koks durch die Nase zu ziehen, während unsere Neuinterpretation Edvard Munchs leider außer Konkurrenz lief, da das vielzitierte Funkloch leider eine drahtlose Übermittlung des Fotos vereitelt hat. Aber dann waren wir ja auch mehr wegen dem Essen & den Leuten und nicht aus künstlerischen Ambitionen dort.

Fazit & Manöverkritik

Eine durchaus spannende, wenn auch mitunter etwas hektische Möglichkeit neue Leute kennen zu lernen und dabei ein 3-Gänge-Menü zu essen. Zugegeben, hängt auch etwas vom vorgegebenen Zeitplan ab, der bei anderen Veranstaltungen gleicher Art etwas großzügiger auszufallen scheint. Eine Taktung von ca. 1 Stunde ist schon recht sportlich.

Für den, der beim Running Dinner auf den Geschmack an der „privaten Event-Gastronomie“ gefunden hat, gibt es dann auch ein paar Varianten, dies in etwas privaterem Rahmen (also ohne den Kennenlernen-Aspekt) zu adaptieren:

  • Das perfekte Dinner
    Eine beliebte Kochsendung aus dem Privatfernsehen ist dem Running Dinner nicht unähnlich. Hier wird allerdings nicht nur ein einziger Gang, sondern ein komplettes 3-Gänge-Menü zubereitet. Die Gäste speisen und sind dann wiederum an einem anderen Termin an der Reihe, die anderen zu bewirten, bis jeder einmal der Koch war. Dies lässt sich zusätzlich noch etwas aufregender gestalten, indem man jeden Abend unter ein Motto stellt. Die Gäste geben gemeinschaftlich ein Motto vor, dass der Gastgeber möglichst kreativ bearbeiten darf. Die Gäste wiederum kommt die Aufgabe zu thematisch passende Getränke mitzubringen.
  • Potluck-Party
    Zu deutsch Topfglück – Weniger eine Variante eines klassischen Abendessens mit mehreren Gängen, als ein Buffet mit Zufallsgenerator. Ein Brauch aus den USA, den man in Deutschland auch in Ansätzen bei Grillpartys, Geburtstagsfeiern oder Picknicks wiederfindet. Man trifft sich bei einem Gastgeber (oder aber gestaltet das ganze wie ein Picknick in der freien Natur) und jeder der Teilnehmer bringt ein Gericht oder Beilage mit. So erhält man ein Buffet mit großer Auswahl. Natürlich sollte man vorher ein gewisses Maß an Planung einfließen lassen: Die genaue Auswahl des Gerichts kann man für den Überraschungseffekt offen lassen, allerdings sollte man zumindest ungefähr klären, wer was mitbringt. Sonst steht man am Ende mit 5 verschiedenen Sorten Nachtisch da, was suboptimal ist, sofern man nicht ein Nachspeisen-Buffet abhalten möchte. Generell empfiehlt es sich den Leuten direkt eine Aufgabe zu zuteilen. Vertraut man auf die Eigeninitiative der Leute sich in eine Liste einzutragen, tun die Leute dies eher halbherzig und der gewünschte koordinierende Effekt bleibt aus.

    Hier gilt wie beim Running Dinner der präparative Ansatz, da natürlich bei der Potluck-Party nicht alle Gäste simultan die Küche stürmen können. Kleinere Verrichtungen wie kurzes Aufwärmen oder Aufbringen eines Dressings sollte aber drin sein. Bezüglich der Menge der vorzubereitenden Portionen ist übrigens etwas Spielraum gegeben, da solche Events ohnehin meist unter dem Problem leiden, dass oft mehr Essen vorhanden ist, als die Teilnehmer bequem essen können. Qualität geht über Quantität. Man stelle sich das ganze wie in einer Tapas Bar vor: Im Idealfall eine große Auswahl an Köstlichkeiten, durch die man sich durchprobieren kann.

Schusterjunge, Kraftknorzen & Co. – Die fabulöse Welt der Brötchen

Kürzlich ist mein Arbeitgeber in ein neues Gebäude umgezogen. Eine der Neuerungen: Eine eigene Kantine, da die externen Verpflegungsmöglichkeiten sehr überschaubar sind. Neben warmen Speisen zum Mittagessen, werden auch kalte Snacks für Zwischendurch offeriert. Neben allerhand Kleingebäck auch ein Posten namens Schusterjunge.

Ein kurzer Blick in die Wikipedia verrät uns, dass neben einer bestimmten Art von typografischem Fehltritt, auch eine bestimmte Art von Brötchen, nämlich ein aus Berlin stammendes Weizen-Roggen-Mischbrötchen mit charakteristischer zweifach geschnittener Oberfläche, unter diesem Namen erhältlich ist.

Hier wird wieder einmal klar, dass in Deutschland Brötchen nicht einfach Brötchen ist: Die verschiedenen Sorten, wie auch die dazugehörigen Namen sind Legion !

Allen Brötchen ist laut Definition erst einmal gemein, dass sie meist ungesüßte kleine Gebäcke aus hellem oder dunklem Weizen- oder Roggenmehl, bzw. Mischungen von beiden Mehlsorten sind.

Und selbst wenn man ein solches Basisbrötchen nimmt, dann ist die Terminologie, ähnlich dem Berliner Pfannkuchen, im deutschsprachigen Raum nicht einheitlich. Während in Nordwestdeutschland vom Brötchen die Rede ist, sagt man in Teilen Sachsens, in Bayern und Österreich Semmel (von lat. semila Weizenmehl), in Franken Laable oder Kipfla, im Südwesten Weckle, in und um Berlin Schrippe und in Hamburg sofern es runde Brötchen sind durchaus auch mal Rundstück.

Wobei Spezialbegriffe für bestimmte Ausformungen durchaus vorkommen und Brötchen und Semmel nicht immer das gleiche sein müssen. So sind Brötchen in Österreich kleine belegte Brote (alias Canapés). Im Schwäbischen wiederum sind Brödle, dass was man gemeinhin unter dem Begriff Plätzchen versteht.

Doch als wäre dies nicht schon kompliziert genug, entstehen durch Hinzugabe weiterer Zutaten (Körner, Kartoffelmehl, Käse, Speck et cetera pp), sowie durch verschiedene Ausformungen (rund, spitz, eckig, eingeschnitten oder glatt) eine geradezu unüberschaubare Auswahl an Varianten: Es gibt Kartoffelbrötchen, Mohn- und Sesambrötchen, Milch- und Rosinenbrötchen und Körnerbrötchen. Frei nach dem Motto Varietas delectat – Abwechslung macht Freude.

Manche Kreationen enthalten aber nicht nur Körner, sondern auch eine gehörige Portion Marketing. Denn Brötchen allein klingt nicht sexy genug. In jedem Supermarkt und an jeder zweiten Ecke gibt es einen Bäcker, der Backwaren feilbietet. Da will man sich natürlich von der breiten Masse abheben. Namen wie Krusti oder Krossino („eine kräftige Kruste und grobe, wilde Krume“) unterstreichen wie knusprig und kross besagtes Kleingebäck doch ist. Andere Namen wiederum sollen an das Urtümliche, Traditionelle und Unverfälschte erinnern, z.B. Omas Urweck. Oder aber in unserer gesundheits- und ernährungsbewussten Zeit auch einfach nur gesund erscheinen: Vital + Fit Mehrkornbrötchen. Und ganz kreativ wird es bei Kronprinz, Wikingersemmel, Kumpelbrötchen und Bäckerpower. Natürlich macht das diese Brötchen nicht schlecht. Ein wenig schmunzeln muss man allerdings schon. Nur wenn man in der Bäckerei steht und ein bestimmtes Kleingebäck erwerben will, dann kann dies aufgrund von uneindeutiger Beschriftung zu Verdruss und wildem Fingerzeigen ausarten.

Welche Semmel hättens denn gern ?

Der brötchenmäßigen Vielfalt wird aber auch dadurch Vorschub geleistet, dass es kein wirklichen „Brötchenstandard“ gibt, zumindest in Sachen Gewicht und Maße. Ein Mindestgewicht gibt es nicht (Zumindest seit 1957 nicht mehr. Soviel zum Thema kleine Brötchen backen) dafür kurioserweise aber ein Höchstgewicht. Maximal 249 Gramm darf ein Brötchen als Kleingebäck wiegen. Ab 250 Gramm befinden wir uns bereits in einer Kategorie mit Brot. Eine DIN braucht es auch nicht, weil der Wettbewerb unter den Bäckern für eine entsprechende Regulierung sorgt. Werden die Brötchen zu klein, bleiben die Kunden weg.

So hat sich ein gewisser Durchschnitt eingependelt. Das simple Durchschnittsbrötchen wiegt 30 – 50 Gramm und 10 – 15 cm lang, bei einer Höhe von um die 10 cm.

Nun gehört für viele Frühstücksenthusiasten ein gutes Brötchen zum Frühstück. Dementsprechend verwendet so mancher viel Energie darauf ausgedehnte Feldstudien durchzuführen, welcher Bäcker die leckersten Semmeln bäckt. Dabei ist das Rezept, zumindest bezogen auf die Zutaten, relativ simpel: Mehl, Butter, Salz, Zucker, Wasser und natürlich ein Quäntchen Hefe. Die geschmackliche Raffinesse entsteht erst (sofern wir mögliche Additive außenvor lassen) durch Qualität der Zutaten und vor allen Dingen und ganz besonders durch die Teigführung (der Weg des Teigs vom Mischen der Zutaten bis zum Backen). Dauer & Temperatur unter welcher die Hefe im Teig arbeitet, Wirken und Kneten, Art und Menge des verwendeten Backtriebmittels. Die Verwendung eines Vor- oder Sauerteigs… Die dabei ablaufenden Fermentationsprozesse beeinflussen nicht nur die Teigbeschaffenheit, sondern fabrizieren auch eine ganze Latte von Stoffen (über 300 bekannte Aromastoffe !), die für ein charakteristisches Teigaroma sorgen. Die hierfür verantwortlichen Mikroorganismen werden von traditionell arbeitenden Bäckern oft über Jahre gehegt und gepflegt, indem immer ein Bisschen Teig übrig behalten wird, um eine Starterkultur für den frischen Teig zu haben. Da das aber alles relativ aufwendig ist, wird heutzutage mit verschiedenen industriellen Backhilfsmitteln und Zusatzstoffen nachgeholfen, weshalb am Markt alles vom industriellen Pappbrötchen bis zu echter traditioneller Handwerkskunst vertreten ist.

Dummerweise sind frische Brötchen nur sehr begrenzt lagerfähig. Sie verderben zwar nicht sofort, aber werden schnell letschert und pappig. Die Kruste nimmt nämlich schnell Feuchtigkeit aus der Umgebung und der Krume auf. Ofenwarme Brötchen sollten deshalb rasch aus der Tüte genommen werden, damit die abdampfende Feuchtigkeit schnell abziehen kann ohne die Kruste anzufeuchten.

Ist das Brötchen aber abgekühlt, ist eine Tüte oder Brotkasten eine gute Lagerstätte für kurzfristige Lagerung. Längerfristig packt man das Gebäck besser in eine Plastiktüte damit es nicht austrocknet.

Kommen wir aber zu den richtigen Spezialitäten:

Das Reformationsbrötchen
Vermutlich mehr mit Kuchen & Teilchen verwand, als mit einem Frühstücksbrötchen ist das in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum 31. Oktober erhältliche süße Brötchen. Es ähnelt einer vierblättrigen Blüte mit einem Klecksmarmelade in der Mitte und soll die sogenannte Lutherrose, das Siegel Martin Luthers symbolisieren.

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Von Es 250 – selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, Link

Der halve Hahn
Eine Spezialität aus dem Rheinland. Nicht selten kommt es vor, dass ein Zugereister eine rheinische Kneipe betritt und sich in Erwartung eines halben Grillhähnchens einen halve Hahn bestellt. Tatsächlich erhält er aber ein Roggenbrötchen (Röggelchen) belegt mit Butter, 1-2 Scheiben mittelaltem Gouda (Kies), Gurke und Zwiebelringen (Öllich) und Senf (Mostrich). Wo der Name letztendlich herkommt ist im Nebel der Vergangenheit verschwunden, aber viele der Legenden hören sich in etwa so an:

Eine ähnliche Legende besagt, dass anlässlich einer Hochzeit in einem Wirtshaus den Gästen als Hochzeitsessen halbe Hähnchen serviert werden sollten. Allerdings hatte sich der Besteller verkalkuliert und teilte dem Wirt beim Eintreffen der Hochzeitsgesellschaft mit, dass er nicht genug Geld für die geplanten Hähnchen hätte. Darauf rechnete ihm der Wirt vor, dass der vorhandene Geldbetrag nur für Käsebrötchen reiche. Also gab es anstatt der halben Hähnchen Käsebrötchen, die man von da an „Halve Hahn“ nannte.
— Quelle: https://www.frueh.de/frueh-erleben/typisch-koeln/halve-hahn/


Letztendlich also ein preiswerter aber deftiger Snack zum Bier in der Kneipe.

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Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, Link

Spitzweck von Ovelgönne
Wohl das altbackenste Brötchen Deutschlands. Dieser Spitzweck (nicht zu verwechseln mit dem Maler), ein längliches, spitzzulaufendes Brötchen stammt noch aus der vor-römischen Zeit und ist das älteste erhaltene Kleingebäck Europas (etwa 800 – 500 v. Chr.).
Spitzweck Reko Ovegönne

Arme Ritter (aka Rostige Ritter, Bavesen, Verwendtbrötchen)
Wohin mit den letscherten Brötchen oder dem altbackenen Weißbrot? Am Besten in Milch und Ei einweichen und dann mit guter Butter anbraten. Gibt mit Zimt/Zucker und/oder Vanillesauce eine Leckerei für das süße Frühstück und eine Leibspeise meiner Schwester. Wird die Milch übrigens gegen gewürzten Rotwein ersetzt, mutiert der arme Ritter zur Versoffenen Jungfrau. Nimmt man statt der Brötchen süßes Weißbrot und packt zwischen zwei Scheiben Brot noch Kompott oder Marmelade, bevor man das ganze in Ei wendet, erhält man Reiche Ritter.

Hörnchen
Nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls halbmondförmigen Croissant. Das Hörnchen besteht anders als der französische Kollege aus normalem Brötchenteig. Besondere Spezialisten für Hörnchen sind übrigens die Tschechen, bei denen sie Rohlíky heißen.

Der Legende nach entstanden die Hörnchen in Wien zu Zeiten der türkischen Belagerung im Jahr 1683. Der Legende nach, versuchten die Osmanen einen Tunnel in die Stadt zu graben und so die Verteidigungsanlagen zu umgehen. Dies hörten jedoch die Bäcker, die schon in aller Frühe wach waren, und schlugen rechtzeitig Alarm. In Angedenken an den Sieg über die Türken buk man halbmondförmiges Gebäck, die Hörnchen, die in Österreich auch Kipferl heißen.

Wo das Croissant herkommt ist ungewiss. Es taucht aber erst im 19. Jahrhundert in Lexika und Backbüchern auf. Das Geheimnis jedenfalls warum Croissants so sündhaft gut schmecken ist der Umstand, dass für die Zubereitung des Plunderteigs Schichten eines geeigneten Ziehfetts, im Idealfall gute Butter, eingearbeitet wird und der Teig in 12 Lagen gelegt wird. Dies sorgt nicht nur für den blättrig lockeren Teig, sondern auch für den buttrigen Geschmack

Das Franzbrötchen
Eine Spezialität aus Hamburg. Auch wenn der Name erst eine Herkunft aus Frankreich vermuten lässt. Ist eher ein süßes Kaffestückchen als ein regelkonformes Brötchen, bestehend aus Plunderteig, der eine Zimt/Zucker Mischung enthält und eine gewisse Verwandtschaft zur Zimtschnecke zu besitzen scheint. Der Legende nach ist dies die Hamburger Weiterentwicklung des Croissants, das ebenfalls aus Plunderteig besteht und wohl durch die Truppen Napoleons in die Hansestadt kam.
Die Franzosen greifen beim süßen Frühstücksgebäck dann eher zum Pain au Chocolat, einem weiteren Abkömmling des Croissants mit Schokoladeneinlage und laut dem französischen Spitzenkoch Alain Ducasse „das unbestrittene Glanzstück der Französischen Feinbackwaren“

Wmeinhart [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Die Kaisersemmel
Anscheinend das Idealbild eines Brötchens in Österreich. Ein rundes Kleingebäck mit Kreuzförmigem Einschnitt und rescher Kruste. Auch hier ist die Namensherkunft umstritten. Entweder war es Kaiser Friedrich III., der 1487 Semmeln mit seinem Bild darauf Backen ließ, oder es war Kaiser Joseph II., der die Semmel von der Preisbindung der Bäckereisatzung befreite und dem zu Ehren die Wiener Bäcker den Brötchen den Präfix Kaiser verlieh. Überliefert ist aber, dass bereits Maria Theresia unabhängig vom Namen, bei Hofe Kaisersemmeln gegessen haben soll.

Die Bezeichnung Kaiser bei Speisen und Getränken galt als Prädikat höchster Qualität. Im 19. Jahrhundert galt man in Wien als arm, wenn man keine Kaisersemmel aß, sondern zu Kleingebäck billigerer Machart greifen musste.

Die Kaisersemmel (Mittig, am Eck der Tafel)

Woiknorzen
Eine Spezialität aus Rheinhessen und der Pfalz. Ein Roggenbrötchen, welches mit Kümmel, Zwiebeln und Speck zubereitet wird und aufgrund seiner knorrigen Gestalt, die einem Weinstock ähnelt, nach diesem Knorzen genannt wird.

Eine weitere Spezialität aus den deutschen Weingegenden am Rhein: WWW, was in diesem Fall nicht für World Wide Web, sondern für Weck, Worscht un Woi (Brötchen, Wurst und Wein) steht. Mit Weck ist hier ein Doppelbrötchen oder aber vorgenannter Woiknorzen gemeint. Diese Dreifaltigkeit wird als deftige Zwischenmahlzeit gerne den Erntehelfern bei der Weinlese wegen seiner Einfachheit und guten Transportfähigkeit dargeboten. Auch findet man WWW im Brauchtum des Mainzer Karneval, z.B. verewigt am Fastnachtsbrunnen am Mainzer Schillerplatz.

WeckWorschtWoi1

Das Huhn und das Ei

Wer Ostern zu viele Eier sucht, hat Weihnachten die Bescherung!

Volksweisheit

Was war zuerst da – die Henne oder das Ei ? Diese bekannte Frage, die sich schon Philosophen und Denker in der Antike stellten, ist auch bekannt als das Henne-Ei-Problem. Es handelt sich dabei „um eine nicht zu beantwortende Frage nach dem ursprünglichen Auslöser einer Kausalkette, deren Ereignisse wechselseitig Ursache und Wirkung darstellen“1. Oder konkreter ausgedrückt: Jedes Huhn ist aus einem Ei geschlüpft und jedes Hühnerei wurde von einem Huhn gelegt. Ergo: Aus welchem Ei ist das erste Huhn geschlüpft, wenn niemand da war, der es hätte legen können ? Also ein klassischer Fall von Teufelskreis, Zwickmühle, Dilemma oder Catch-22. Ein gefundenes Fressen für jeden Philosophen und/oder Logiker. Schon der antike Philosoph Aristoteles soll sich darüber Gedanken gemacht haben:

Aus François Fénelon: "Lives of the ancient philosophers." London 1825
Aus François Fénelon: „Lives of the ancient philosophers.“ London 1825

Lassen wir aber erst mal die Philosophen beiseite und nähern uns dem Problem von Seiten der Naturwissenschaft.

Und der Naturwissenschaftler – genauer gesagt der Evolutionsbiologe – sagt: Das Ei ! Betrachtet man den Sachverhalt genauer, dann kommt man zu der Erkenntnis, dass es kein erstes Huhn oder erstes Ei gegeben haben kann. Hühner entwickelten sich im Laufe der Zeit durch viele kleine Entwicklungsschritte aus einem evolutionären Vorfahren. Ab wann man also in dieser Ahnenkette von einem Huhn sprechen kann, ist ein Stückweit beliebig und Definitionssache. Zu irgendeinem Zeitpunkt hat also ein Vorläufer – ein Proto-Huhn wenn man so will – ein befruchtetes Ei gelegt, welches die DNA des fertigen Huhns enthielt. Oder wie es Wissenschaftsjournalist Neil deGrasse Tyson ausgedrückt hat: „Was kam zuerst: Das Ei oder das Huhn ? Das Ei – gelegt von einem Vogel, der kein Huhn war.“2

Natürlich kann man das Problem immer weiter spinnen… Die Vorfahren aller Wirbeltiere lebten im Wasser und schlüpften aus Eiern – oder anders gesagt aus Laich. Ergo: Was war zuerst da: Der Fisch oder der Laich ?

Letztendlich kommen wir zur Frage nach der Entstehung allen Lebens – einer Art präbiotischem Henne-Ei-Problem. Alles Leben beruht auf Proteinen. Diese sind nicht nur das bloße Grundgerüst eines Lebewesens, sondern dienen auch als Katalysatoren (Enzyme), um das Netzwerk an chemischen Reaktionen, das den Vorgang „Leben“ ausmacht, zu ermöglichen und in geregelte Bahnen zu lenken. Denn keine chemische Reaktion in einer Zelle kommt ohne einen Katalysator aus, einem Molekül das selbst an der Reaktion teil nimmt, daraus aber unverändert wieder hervor geht und durch sein Wirken die energetische Barriere, die vor dem Ablaufen der Reaktion überwunden werden muss, herabsetzt.3

So Bedarf es auch Enzymen als Biokatalysator, um RNA und DNA zu synthetisieren, die ihrerseits eine tragende Rolle bei der Synthese von Proteinen (und damit Enzymen) spielen. Die DNA speichert z.B. den Bauplan anhand dessen alle Proteine gebaut werden und die RNA wirkt direkt an der Steuerung der Proteinbiosynthese mit. Welcher dieser beiden Typen von Molekülen ist also zuerst entstanden ? Ohne den Einen, gibt es den Anderen nicht ! Ein Henne-Ei-Problem auf molekularer Ebene !

Quelle: Nobel Foundation, nobelprize.org
Quelle: Nobel Foundation, nobelprize.org

Des Rätsels Lösung fanden die amerikanischen Chemiker Cech und Altman, die entdeckten, dass RNA-Moleküle als Katalysatoren für die Synthese anderer RNA-Moleküle dienen können. Die Natur hat das Problem also sehr elegant gelöst, RNA ist also Henne und Ei in Einem ! Natürlich ist das Ganze noch ein wenig komplexer, aber das generelle Prinzip bleibt bestehen. Eine Erkenntnis, die den beiden Herren den Nobelpreis in Chemie des Jahres 1989 einbrachte. Allerdings nicht für die Lösung des Henne-Ei-Problems, sondern „für die Entdeckung von katalytischen Eigenschaften der RNA“. Wer das ganze genau nachlesen möchte kann dies auf den Seiten des Nobelpreis-Komitees nachlesen.

Einfach hat es der Kreationist, dem sich dieses Problem gar nicht erst stellt: Gott schuf Henne und Hahn. Der Hahn begattet die Henne, die Henne legt das Ei. Voilà ! Das Huhn war zuerst da ! Denn schon in der Bibel steht:

„Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden.“

— Genesis, 1:22.

Wir sehen, von Vögeln ist die Rede, was auch die Hühner mit einschließt. Von Eiern finden wir kein Wort.

Beim Schokoladenei ist die Herkunftsfrage gewiss einfacher zu lösen, die kommen vom Chocolatier. Lassen wir uns also ein Schokoei schmecken, lassen das sinnieren über Dilemmas sein und genießen stattdessen das sonnige Wetter. In diesem Sinne allen Lesern ein frohes Osterfest !


  1. Quelle: Wikipedia – Henne-Ei-Problem
  2. https://twitter.com/neiltyson/status/296100559423954944
  3. Oder in etwas bildhafterer Sprache: Wenn sie zu träge sind, um die Energie aufzubringen sich von Sofa zu erheben und das Bad zu putzen, kann ihr Partner oder Mitbewohner als Katalysator fungieren und sie auf die eine oder andere Art motivieren, dann doch zu reagieren.

Der teuerste Stoff der Welt

Wenn ich morgens aufstehe und mich fertig mache, um das Haus in Richtung Arbeit zu verlassen, schalte ich den Fernseher an, um kurz mal in die Nachrichten zu gucken, was sich so alles ereignet hat. Top-Meldung neulich: Ein Amerikaner hat den größten Lotto-Gewinn aller Zeiten abgestaubt. Sagenhafte 877 Millionen US-$. Da kommt man einen Augenblick ins träumen, was man wohl selbst mit so einem Betrag anstellen würde. Hemmungslos verprassen ist sicher genauso unklug, wie das Geld einfach auf einem Konto zu parken. Zugucken wie der Reichtum ungenutzt von Inflation und Strafzinsen dahin schmilzt macht auch keinen Spaß.

Daher hört man immer wieder: Man lege das Geld doch in krisensicherem Edelmetall, wie Gold und Silber an, welches sich der vorsichtige Mensch „krisensicher“ unter die Matratze oder in den Keller legt. 21211 kg könnte man nach aktuellem Goldpreis (41.345,86 US$ pro kg) davon kaufen. Das entspricht einem soliden Würfel von etwas mehr als 1 Meter (1.1 m3) Kantenlänge. Also: Eine recht unhandliche Angelegenheit. Auch ein Umtausch in die berühmte Goldmünze Big Maple Leaf, macht die Sache nur geringfügig besser. Immerhin 212 dieser 100 kg schweren Münzen bräuchte man.

Nein, keine gute Idee, insbesonders dann nicht, wenn man eine Karriere als Diktator anstrebt und sich die Option offen halten möchte, sich mit seinem Reichtum schnell ins Ausland absetzen zu können.

Was für teure Materialien gibt es also noch ? Hier hilft ein Blick auf die Liste, die der Finanznachrichtendienst Business Insider mal aufgestellt hat und jetzt in mehr oder minder abgewandelter Form durch das Internet geistert.

Neben Geld & Gold, was verbindet man noch mit Millionären ? Richtig, unter Anderem dekadent teuere Lebensmittel. Auf der Suche nach dem ultimativen Genuß scheut der finanziell potente Gourmet keine Mühen. Problematisch: Nicht immer ist lässt sich leicht ersehen, ob ein Luxuslebensmittel durch schiere Seltenheit und Exklusivität, überragende Handwerkskunst oder aber geschickte Vermarktung zu seinem hohen Preis gelangt ist.

Weiße Trüffel (9 – 15 € je Gram)
Trüffel sind die Königsklasse unter den Speisepilzen. Für die langfristige Wertanlage wie andere Lebensmittel sicher nicht geeignet, erzielen die kostbaren, unterirdisch wachsenden Schlauchpilze je nach saisonalem Vorkommen und Nachfrage bis zu 9000 – 15000 € je kg auf Auktionen. 2007 wurde auf der sehr prestigeträchtigen Trüffelauktion in Alba sogar 143.000 € für eine 750 g schwere weiße Trüffel geboten.

Vayssie Robert Robert Vayssié [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Kostbar sind die Pilze nicht nur wegen ihrem erlesenen Geschmack, sondern auch, weil man sie nicht wie z.B. Champions einfach im Keller züchten kann. Zusätzlich sind sie auch nicht mit dem bloßen Auge sichtbar, sondern erfordern den Einsatz spezieller „Detektoren“. Jeder hat schonmal vom Trüffelschwein gehört, doch wird dieses abgerichtete Borstenvieh heute nicht mehr eingesetzt. Zum Einen, um Schäden am Wurzelwerk im Boden zu vermeiden und zum Anderen, weil die Schweinchen die Trüffel nur zu gerne selber futtern. Stattdessen verlässt man sich auf Trüffelhunde, in Russland auf Trüffelbären oder auf Sardinien auf Trüffelziegen.

So groß ist der Wert dieser Delikatesse, dass es bereits Fälschungen gibt. Man nimmt z.B. die gastronomisch wertlose Chinesische Trüffel, die der gefragten schwarzen Perigord-Trüffel ähnelt und die Eigenschaft besitzt leicht Fremdaromen anzunehmen. Ideal also, um sie unter die echten Trüffel zu mischen und so seinen Vorrat an teuer zu verkaufenden Edelpilz etwas zu strecken.

Safran (8 – 18 € je Gram)
Safran (aus dem Arabischen zaʿfarān, „das Gelbe“) ist eines der exklusivsten Gewürze überhaupt, schon in der Antike. Gewonnen werden Safranfäden aus den Narben der Blüten einer bestimmten Mutante der Krokus-Art Crocus sativus. Der hohe Preis erklärt sich unter anderem dadurch, dass für die Gewinnung 1 kg Safran etwa 150.000 – 200.000 Blüten geerntet werden müssen. Dies erfolgt ausschließlich per Handarbeit, ein Pflücker schafft am Tag etwa 60 bis 80 g.

Nicht nur wegen seines würzigen Aromas wird der Safran geschätzt. Er verleiht Lebensmitteln auch eine wunderschöne gelb-orange Farbe. Laut dem bekannten Backe, Backe, Kuchen Lied gehört der Safran zu den 7 Sachen die in einen guten Kuchen gehören: „Safran macht den Kuchen gel[b]“

Aber auch medizinisch lässt sich dieses vielseitige Gewürz verwenden: So gibt es Studien, die zeigen, dass Safran bei leichten bis mittelschweren Depressionen stimmungsaufhellend wirkt. Schon im Frankreich sagte man „Le fol n’a que faire de saffren“ (Der Narr braucht keinen Safran), womit ein ausgelassenes, heiteres Verhalten beschrieben wurde, wie es nach dem Konsum großer Mengen Safran auftreten solle.

Und auch wie beim Trüffel, wird hier gefälscht was das Zeug hält. So kriegt der gastronomisch Unerfahrene gerne mal eine Kurkumamischung untergejubelt. Daher folgender Gewürzhändler Trick: Gibt man etwas Natronlauge zu einer Safranprobe, bleibt diese Gelb, wenn es echter Safran ist. Kurkuma wird dagegen verfärbt sich rot.

Kaviar (bis zu 66 € je Gram)
Pilze, Pflanzen… Fehlt noch ein tierisches Luxusprodukt: Kaviar, der Rogen bestimmter Störarten, allen voran des Beluga-Störs (Huso huso). Nicht nur die Art des Eier-liefernden Störes ist ausschlaggebend für die Qualität und letztendlich auch den Preis, sondern auch das Alter des Fisches, wobei ein hohes Alter für bessere Qualität steht. Der exklusivste Kaviar ist wohl der Rogen von Albinostören. Nur 12 kg von dieser kostbaren Waren werden pro Jahr gewonnen und erzielen Höchstpreise, vorausgesetzt man bekommt sie überhaupt. Bedauerlicherweise musste der Eierlieferant bei der Ernte des Kaviars dran glauben, denn anders ließ sich der Rogen kaum unbeschadet ernten. Erst seit 2014 gibt es ein vom deutschen Alfred-Wegener-Institut entwickeltes Verfahren, was die Kaviarernte ohne Schlachtung des Störs erlaubt.

Obwohl man Kaviar ja oft mit den Russen in Verbindung bringt, waren es die Iraner an der Küste des Kaspischen Meeres, die den Kaviar entdeckten. Die Khediven der Antike hatten eine besondere Vorliebe zu Stör-Eiern, da sie ihre große Körperkraft auf den hohen Verzehr dieser Delikatesse zurück führten. Demnach bezeichnete man die Stör-Eier als Cahv-Jar („Kuchen der Freude“ oder „Kuchen der Stärke“). Im Mittelalter entdeckten dann auch die europäischen Könige ihren Geschmack am Stör-Rogen: 1324 erklärte der englische Monarch Edward II. den Stör zum „königlichen Fisch“. Der Verzehr war nur angehörigen des Hofes gestattet. Selbst heute ist noch jeder Stör der im Vereinigten Königreich gefangen wird Besitz des Monarchen.

Aber auch in lupenreinen Demokratien hat sich dieser Nimbus erhalten, da sich nur der Geldadel den regelmäßigen Verzehr des teuersten aller Lebensmittel leisten kann.

Gold (36,94 € je Gramm, Stand 7.4.2019)
Der Klassiker. Prominentester und kostbarster Vertreter der Münzmetalle. Kostbar da selten. Gucken wir uns das Vorkommen der chemischen Elemente in der Erdkruste an, dann schafft es Gold gerade mal auf Platz 72. Mehr Infos zu diesem ausgesprochen schönen Metall gibt es übrigens hier. Oder aber wer mehr auf Goldmünzen schwört kann auch mal hier gucken

Rhodium (62,28 € je Gramm, Stand 7.4.2019)
Rhodium hat vielleicht noch nicht jeder gehört, aber hatte sicher schon einmal damit zu tun. Insbesonders all diejenigen, die gerne Silber- oder Weißgoldschmuck tragen, der gerne rhodiniert, d.h. mit einer dünnen Schicht Rhodium überzogen wird, um seinen silbrigen Glanz zu erhalten. Wer keinen Schmuck trägt, dafür aber Auto fährt: Rhodium wird in Abgaskatalysatoren verwendet, um dort die Stickoxid Emissionen zu reduzieren. Überhaupt ist Rhodium ein beliebter Katalysator in der chemischen Industrie.
Da gerade die Industrie eine stetig steigenden Bedarf an Rhodium hat, haben auch Anleger Interesse an dem Metall gewonnen. Im Unterschied zu Gold jedoch, welches gerne in Barren gehandelt wird, legt sich der Anlageprofi Rhodium lieber als Pulver oder Rhodium-Schwamm in den Tresor. Denn: Rhodium-Barren lassen sich erst nach umständlicher Aufbereitung wieder industriellen Prozessen zuführen, während Pulver quasi sofort gebrauchsfertig ist.
In puncto Dichte ist Rhodium zwar leichter als Gold (12.38 g/cm3 vs 19.32 g/cm3), aber immer noch recht unpraktisch für den Transport.

Platin (25,79 € je Gramm, Stand 7.4.2019)
Da gucken sie… Im Vergleich zu Gold, wider der Erwartung, schon wieder relativ preisgünstig. Dabei wird Platin im Sprachgebrauch immer als weitere Eskalationsstufe zum Gold genannt. Goldene Kreditkarte ? Kinderkram im Vergleich zur Platinum Card.

Der gute Ruf des Platins ist aber eine relativ neue Sache. Da Platin eine relativ ähnliche Dichte wie Gold hat, galt es in der Vergangenheit als unlautere Methode Gold zu verfälschen und für den Missetäter gewinnbringend zu strecken. Auch ein Versuch der russischen Zaren Platin als Münzmetall zu etablieren, stieß auf wenig Gegenliebe seitens der Bevölkerung. Erst mit aufkommen potentieller technischer Anwendungen gewann Platin an Ansehen und Wert.

Dennoch, da die internationale Platinnachfrage schwankt und die Platingewinnung zu großen Teilen in Südafrikanischer Hand liegt und demnach den dortigen Befindlichkeiten unterworfen ist, handelt es sich bei Platin eher um ein volatiles, d.h. schwer berechenbares Anlagegut.

Nashorn-Hörner (bis zu 45 € je Gramm)

Nun ja, vielleicht ein kostbares Material, aber gleichzeitig moralisch verwerflich, wenn man Handel damit treibt, da Nashörner auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten steht. Was stellt man aber mit so einem Horn an ? In Jemen schnitzt man z.B. daraus den Griff der luxuriöse Variante des traditionellen Jambia Dolchs, die als besonderes Status-Symbol gilt. Anderswo, z.B. in Asien gilt das Horn in pulverisierter Form als Heilmittel z.B. gegen Fieber und Schmerzen. Wissenschaftlichen Studien zum Trotz, die gegen eine Wirksamkeit des Horns sprechen, floriert der Schwarzmarkt, da es immer wieder Berichte von Wunderheilungen gibt.

Heroin (44 € je Gramm

Methamphetamin (77 €/g)

Kokain(70-80 €/g)

LSD (54000 €/g)

Wikipedia, Psychonaught [Public domain]

Ist ein Material weder selten, noch von handwerklich besonders hohem Wert, kann es auch teuer sein, weil es illegal ist. Dies trifft auch auf die drei Kandidaten Heroin, Methamphetamin (Crystal, Meth) und Kokain zu. Während Heroin heute als Inbegriff der illegalen harten Droge gilt und bereits für viel Tod und Elend gesorgt hat, war dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht der Fall, als es vom Pharmaunternehmen Bayer als sicheres Fieber- und Schmerzmittel auf den Markt gebracht wurde (Heroin -> heroisch -> heldenhaft).

Beim Methamphetamin war es ähnlich: In den 30er Jahren zunächst als rezeptfreier Muntermacher unter dem Namen Pervitin in Deutschland erhältlich und später als Wunderdroge, um den Soldaten der Wehrmacht einen pharmazeutisch induzierten Durchhaltewillen einzutrichtern.. Heute hingegen beides Drogen, denen ein nicht gerade glorreicher Ruf vorauseilt. Man hat eher das Bild des maroden Junkies vor Augen. Mit dem Kokain ist es da etwas Anderes. Ihm haftet zwar auch ein negatives, aber auch leicht glamouröses, dekadentes Image an. Die Droge für Börsenmakler und Anhänger der Schickeria.
Was bedeutet das nun für unsere Preisbetrachtungen ? Schwierig einzuschätzen, da der Schwarzmarkt seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und Preise lokal sehr unterschiedlich sind. Während man in Australien z.B. umgerechnet rund 265 € je Gram Kokain bezahlt, sind es in Kolumbien, einem Herstellerland, nur 3 € je Gramm. Deutschland liegt mit 70-80 €/g im Mittelfeld. Wer es aus legalen Quellen bezieht, bezahlt sogar unter Umständen noch mehr: Der freundliche Chemikalienhändler Aldrich verlangt 401 €/g. Dann aber auch in zertifizierter Reinheit.
Beim LSD wird es wiederum interessant: Da dieses Psychedelikum bereits im Submilligrammbereich seine Wirksamkeit entfaltet, kommt es kaum als Reinsubstanz auf den Schwarzmarkt, sondern in Kleinstmengen auf Trägersubstanzen, z.B. aufgesogen in Löschpapier (daher auch der Name Pappe). Laut der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht kostete eine solche Konsumeinheit LSD in 2018 im Durchschnitt 9,5 €. Bei einem angenommenen Wirkstoffgehalt von 200 µg kommt man auf den astronomischen Grammpreis von 47500 € je Gramm. Der freundliche Chemikalienhändler, eine entsprechende staatliche Erlaubnis vorausgesetzt, verlangt nur 121 € / mg, also 121.000 € je Gramm !

Plutonium
Kommen wir von den Drogen zu einem anderen Material, welches man als Privatperson nicht so ohne Weiteres besitzen darf, aber auch vermutlich gar nicht besitzen will: Plutonium. Und das bringt für unsere Preisbetrachtungen schon ein erhebliches Problem mit sich: Für alles was derartig stark reglementiert ist wie Kernbrennstoffe (zu denen Plutonium) gehört, ist es schwer einen Preis zu ermitteln, da es keinen wirklichen Markt dafür gibt.

ShinRyu Forgers [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Natürlich würde sich für Plutonium schon ein Abnehmer finden, der gutes Geld dafür zahlen würde, wie z.B. Terroristen oder Diktatoren. Aber die teilen dieses Wissen eben so wenig mit mir, wie die meisten legalen Verwender von Plutonium. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als den fragwürdigen Preis aus diversen Internetartikeln zu zitieren. Wer aber keine Lust hat auf dem internationalen Schwarzmarkt nach Plutonium zu fahnden und lieber etwas weniger Gefährliches für Zuhause haben möchte, der kann auch zu Protein-Shakes mit reißerischem Namen wie Plutonium 2.0 greifen…

Taaffeit, Painit, Diamanten
Hier wird es schon erheblich interessanter, wenn man sich mit seinem Reichtum diskret ins Ausland absetzen will. Kostbare Edelsteine. Edelsteine sind Schmucksteine, die
a) selten,
b) eine Mohs-Härte > 7 besitzen und zugleich
c) transparent sind
Der bekannteste und begehrteste ist der Diamant, was etwas komisch anmuten mag, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich dabei um nichts anderes als Kohlenstoff handelt, also sehr eng verwandt mit Kohle und Graphit ist. Während im Graphit die Kohlenstoffatome in wabenförmigen Lagen angeordnet sind, sitzt der Kohlenstoff im Diamanten auf den Ecken eine Tetraeders. Der Fachmann spricht hier von Modifikationen. Und während Graphit nicht gerade selten vorkommt, ist die Modifikation Diamant im Vergleich zu Kohle selten. Diamant ist zwar aufgrund seiner großen Härte auch ein interessanter Werkstoff, seinen fabulösen Wert gewinnt er aber erst durch seinen Einsatz als Schmuckstein. Hierbei sind die vier Cs entscheidend für den Wert: Carat (Gewicht), Color (Farbe), Clarity (Klarheit) und Cut (Schliff). Kurz gefasst: Große, weiße Diamanten ohne Einschlüsse und einem perfekt funkelnden Schliff sind die wertvollsten. So konnte ich bei einem Händler für Anlagediamanten einen Preis von 17.362,47 € je Karat (86812 €/g) finden. Und Anleger gelten schon als eher nüchterne Zeitgenossen.

Diamanten können aber etwas hochemotionales sein, nicht nur z.B. Symbol für ewige Liebe. So kommt es durchaus vor, dass besonders außergewöhnliche Diamanten auch viel höhere Preise auf Auktionen erzielen können, z.B. der rosafarbene Diamant Pink Legacy, der 2018 im Auktionshaus Christie’s für 39.1 Mio. € den Besitzer wechselte. Das sind 2.6 Mio. € je Karat (13 Mio. € / g) !

Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Doch was sind Painit und Taafeit ? Diese beiden Edelsteine sind weitaus weniger bekannt als der Diamant. Was zum einen damit zu tun hat, dass sie erst in jüngerer Zeit durch Zufall entdeckt wurden: Der Taafeit z.B. wurde erst 1945 entdeckt, als bei einem Stein, der ursprünglich für einen geschliffen Spinell gehalten wurde, die untypische Eigenschaft der Doppelbrechung festgestellt wurde. Der Edelsteinkundler Richard Taaffe hatte eine größere Menge geschliffener Edelsteine von einem Juwelier in Dublin erworben, der diese Steine aus altem Schmuck recycelt hatte. Diese extrem seltene Sorte Stein wurde fortan nach ihrem Entdecker Taaffeit getauft. So selten, dass bis 1983 nur 50 Taaffeite bekannt waren. Es ist also verständlich, dass dies kein Schmuckstein ist, sondern eher etwas für Sammler. Diverse Seiten im Internet geben einen Preis von 2225€ je Karat (11125 € je Gramm).

Rob Lavinsky, iRocks.com – CC-BY-SA-3.0 [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Mit dem Painit, einem orange-roten Stein, ist es ähnlich, wenn auch hier die Entdeckung hier nicht so kurios wie beim Taaffeit ablief. Obwohl der erste Painit auch in den 50er Jahren entdeckt wurde, waren bis 2001 gerade mal 3 Exemplare mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Gramm bekannt. Mittlerweile weiß man von Lagerstätten, die sehr ergiebig Painite (bis zu einem Einzelgewicht von bis zu 500 g) zu Tage fördern. Die meisten davon sind allerdings von anderen Mineralien durchwachsen oder eignen sich nicht zu Schmucksteinen geschliffen zu werden. Daher sind geschliffene Painite immer noch eine Rarität. 44.500 € je Karat bzw. 222500 € / Gramm erscheinen aber trotzdem etwas hoch gegriffen.

Ergo, überall wo Emotionen involviert sind und Sammler den Marktpreis mitbestimmen, ist es schwer realistische Preise festzusetzen. Dementsprechend könnte man noch eine ganze Reihe anderer Glitzersteine in die Betrachtung einbeziehen, für die Liebhaber Höchstpreise bezahlen würden. Vielleicht ein Andermal.

Tritium (26700 €/g)
Wo der Diamant die Spezialform des Kohlenstoffs ist, ist Tritium eine besondere Form des Wasserstoffs. Hier ist es jedoch keine strukturelle Modifikation, sondern ein Isotop ! Während das gewöhnliche Wasserstoffatom (99.98 %) aus einem Proton und einem Elektron besteht, gesellen sich beim Deuterium (schwerer Wasserstoff, 0.02 %) ein zusätzliches Neutron und im titelgebenden Tritium (überschwerer Wasserstoff, < 0.0000000001 %) zwei zusätzliche Neutronen zum Proton in den Atomkern.

Dirk Hünniger;Derivative work in english – Balajijagadesh [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

Tritium ist in der freien Natur so selten, weil es radioaktiv ist und unter Abgabe von Beta-Strahlung langsam zu Helium zerfällt. Wir können uns also vorstellen, dass es mit entsprechenden Mühen verbunden ist, wenn man sich Tritium verschaffen will. Da es spontan zerfällt, aber auch konstant in der Natur neu gebildet wird, kann man ausrechnen, dass das gesamte Inventar an natürlichem Tritium etwa 3.5 kg beträgt. Eine Gewinnung durch Anreicherung ist also nicht zielführend, um sich das Isotop zu beschaffen. Glücklicherweise ist es aber ein Nebenprodukt in Kernreaktoren, wo es wenn auch aufwendig zur weiteren Verwertung abgetrennt werden kann. Und der technische Bedarf ist glücklicherweise gering, z.B. als radioaktiver Marker in Biologie, Chemie und Medizin. Etwas alltagstauglicher findet man Tritium in kalten Lichtquellen, also schwach selbstleuchtenden Lichtquellen, die ohne Batterien auskommen. Tritium wird dazu in ein Glasröhrchen gepackt, dass mit einem Leuchtstoff beschichtet ist, welcher von der Beta-Strahlung zum leuchten gebracht wird. Aufgrund der geringen Energie der Beta-Strahlung kann diese das dicke Glas der Ampulle aber nicht durchdringen, weshalb die Gefahr, die von solchen Lichtquellen ausgeht (auch wegen des geringen Tritiumgehalts) relativ gering ist. Ähnlich wie beim Plutonium ist es schwer für Tritium einen Preis zu ermitteln. Einmal abgesehen davon, dass man nirgendwo einen Katalogpreis findet, wird die Sache dadurch erschwert, dass das Gas kaum in Reinform erhalten wird, da es fortwährend zerfällt. Deswegen kauft man weniger nach Gewicht oder Volumen, sondern nach Aktivität. Nimmt man aber eine theoretische Überlegung des Los Alamos National Laboratory in den USA zum Thema der Betriebskosten eines Fusionsreaktors zur Stromerzeugung findet man einen Preis von umgerechnet 26700 €/g.

Antimaterie

Der krönende Abschluss aller Rankings der teuersten Substanzen der Welt ist immer Antimaterie. Hierüber eine Preisabschätzung treffen zu wollen ist Wahnwitz. Antimaterie existiert zwar, konnte aber immer nur in Form einiger weniger Atome in einem riesigen Teilchenbeschleuniger gewonnen werden, die auch nur für Bruchteile von Sekunden existierten, bevor diese wieder in einem Energieblitz zerstrahlten. Mal abgesehen von der Problematik so etwas in technisch nutzbaren Mengen herzustellen, existiert zur Zeit auch nur recht vage hypothetische Vorüberlegungen, was man mit der Antimaterie eigentlich machen könnte. Ergo: Nicht die Mühe wert, sich Gedanken über den Preis zu machen, sofern man nicht über eine Diskussion über die Kosten von Grundlagenforschung einsteigen möchte.